Annual Day

und andere kleine Feste die uns auf Trapp gehalten haben und unglaublich beschenkt.

Meine Familie, Freunde und alle die mich in den letzten Wochen per Telefon, WhatsApp oder Email erreichen wollten haben gemerkt, dass ich mich meist sporadisch, kurz und oft verspätet zurückgemeldet habe. Das absolut nicht aus Bosheit oder Desinteresse, ich war einfach beschäftigt. Die letzten 5 Wochen gab es zwei große Punkte auf der To do Liste, die es vorzubereiten galt. Erstes war die Childrens Day Celebration, zweites der Annual Day.

Der Children´s Day ist ein in allen indischen Schulen gefeiertes Fest, bei dem ausnahmsweise die Kinder im Mittelpunkt stehen. Die Kinder vor allem Schüler werden für ihre Arbeit und Anstrengungen geehrt. Außerdem ist es auch Aufgabe des Children´s Days auf die Rechte der Kinder aufmerksam zu machen und die Bedeutung von Bildung hervorzuheben.

Zurück geht dieser Tag auf den ersten indischen Premierminister Jawaharlal Nehru. Nehru der vor allem für seine Rolle als Widerstandskämpfer gegen die britische Kolonialherrschaft in Indien bekannt ist, hatte ein Herz für Kinder und sah deren Förderung als eine wichtige Aufgabe während seiner Amtszeit. Dadurch war er ihnen damals auch als Chacha Nehru, zu deutsch Onkel Nehru bekannt. Er führte den Childrens Day während seiner Amtszeit ein.

Nach seinem Tod, wurde dieser dann auf seinen Geburtstag gelegt, weshalb auch heute noch zum Children´s Day sein Portrait hervorgehoben und mit Blumen und Kerzen geschmückt wird.

Das Portrait von Jawaharlal Nehru. Im Volk als Chacha, Onkel Nehru bekannt.

An unserer Schule wurde das Fest so gestaltet, dass an diesem Tag kein Unterricht stattfand, die Kinder jedoch um 9.00 Uhr zur Schule kamen um dort ein von uns Lehrern geplantes und durchgeführtes Programm zu sehen.

Wie schon oft erwähnt ist Tanz ein eklatanter Bestandteil der indischen Kultur, weshalb wir daran nicht geizten. Insgesamt führten wir vier Tänze auf, davon zwei mit allen Lehrern, einen nur wir Herren und den anderen nur die Damen.

Für die Tänze probten wir jeden Tag 1 1/2 Stunden nach Schulschluss, was unglaublich viel Spaß machte und uns nochmal mehr mit den anderen Lehrern an unserer Schule verbunden hat. Jedoch war das auch sehr anstrengend, da dadurch unsere Mittagspause wegfiel und wir somit von 8.00 Uhr Morgens bis 17.00 Uhr eigentlich permanent auf den Beinen waren. Gelohnt hat sich das jedoch alle Mal.

Zusätzlich zu den Tänzen leitete ich noch ein Dreibeinrennen, Schüler gegen Lehrer über einen Parkour an, was die Schüler haushoch für sich entscheiden konnten. Während ich diesen Teil moderierte, hatte Florian die Ehre eine kleine Rede über den Childrens Day zu halten, was er ohne Probleme meisterte.

Hier einer unserer Tänze zum Hindi Song Senorita.

Als der Childrens Day dann gekommen war, feierten wir ein wirklich tolles Fest. Die Kinder hatten eine riesen Freude uns auf der Bühne zu sehen und von uns unterhalten zu werden. Nach dem Ende des Programms bekamen dann alle Schüler noch einige Süßigkeiten bevor sie für den Rest des Tages entlassen wurden.

Da unsere Hostelboys jedoch ganz normal den weiteren Tag auf dem Gelände verbrachten, nutzen wir die Zeit um ihnen persönlich noch eine Freude zu bereiten.

Gegen Abend stellten wir nochmal die Musikboxen raus und tanzten mit ihnen zusammen. Das hat den Jungs unglaublich gut gefallen und so verbrachten wir noch einige Stunden mit ihnen tanzend und ließen so den Tag ausklingen.

Bis zum Einbruch der Dunkelheit, tanzten wir gemeinsam mit unseren Jungs, denen es vor allem Freude bereitete uns ihre Tänze vorzuführen.

Als der Childrens Day und seine zeitintensive Vorbereitung zu Ende gegangen war, wurde es jedoch nicht ruhiger. Am 3. Dezember ist der Gedenktag des Heiligen Franz Xavers. Als Patron der Schule war der Annual Day also das jährliche Schulfest an diesem Tag geplant.

Auch hier stand wieder ein großes Programm an, welches wir mit den Kindern für ihre Eltern sowie einige Ehrengäste aufführten.

Geplant waren mehrere Tänze, sowie zwei kleine Theaterstücke und auch einige Einlagen des Schulchors. So übten Florian und ich zusammen mit einer unserer Lehrerinnen den English Dance ein.

Wir überlegten uns eine Choreographie die wir dann täglich in der letzten Schulstunde des Tages trainierten. Diese Stunde hat sehr viel Spaß gemacht, auch wenn wir dabei einige Probleme hatten. Interessanterweise fanden sich in unserer Gruppe vornehmlich die Kinder ein, die in den vergangenen Jahren nicht am Programm teilgenommen hatten. Deshalb war beim Großteil der Kinder ein sehr schwaches Rhythmusgefühl und Koordination zu finden, was wir im Endeffekt jedoch durch viele Proben wett machen konnten.

Unser „Dura Dance“ den Florian und ich mit Mrs. Rajani einstudierten am Ende, als wir ihn aufführten.

Zusätzlich hatte ich noch die Aufgabe den Schulchor bei drei Stücken zu begleiten. Bis zur letzten Woche waren es nur zwei, dazu jedoch später mehr. Auf die Frage ob ich den Chor nicht begleiten könne, bejahte ich natürlich, es war ja nicht das erste Mal für mich. Die Art des Einstudierens irritierte mich dann doch sehr.

Als ich unser altes Casio Keyboard zur ersten Probe in die Schule schaffte, rechnete ich damit gleich Noten zu bekommen, mit denen es für mich absolut keine Schwierigkeit sein sollte, das Klavier zu bespielen. Angekommen erwarteten mich dann jedoch keine Noten sondern nur der Text der Lieder. Ms. Jennifer, die den Chor leitete, sang das Lied dann einfach einige Male vor und die Kinder folgten ihr.

Meine Aufgabe war es nun vom Gesang der Kinder nach den Klavierpart zu basteln, was nach einigem Zuhören kein Problem war. Der Welcome Song und die Schulhymne waren nicht sonderlich schwer und gingen dann doch recht schnell in meinen Kopf hinein. Witzig war, dass Ms. Jennifer ganz schön verdutzt war, als ich ihr erzählte wie wir in Deutschland solche Sachen lernen und einstudieren.

Im Endeffekt war es wirklich schön den Chor zu begleiten, da vor allem die Mädchen sehr schöne Stimmen hatten und ich auch vertretend einige Proben leitete, was für mich natürlich kein Problem war.

Vor allem die Chorproben mit ihnen haben mir sehr viel Spaß gemacht.

Die größte Überraschung kam jedoch noch kurz vor Ende. Father Robinson schrieb ein kleines Theaterstück zum Thema: „Was nützt es einem Mann, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber seine Seele verliert?“ Diesen Satz richtete Ignatius von Loyola an Franz Xaver. Beim Schreiben kam er dann auf die Idee, dass es „Heal the world“ von Michael Jackson doch dazu ein passendes Lied zum Abschluss wäre.

Eine Woche vor Annual Day kam dann Ms Jennifer auf mich zu und meinte ganz salopp: „Sir Simon, du spielst auch noch Heal the world, das kennst du bestimmt.“ Das war mal wieder eine typisch indische Geschichte. Da das Lied doch recht komplex ist ging ich prompt online, kaufte mir Noten dafür und druckte sie aus. In meinem Eifer hatte ich ganz vergessen, dass man hier Lieder nicht anhand von Noten sondern von Texten einstudiert, weshalb meine Noten absolut nicht zur Tonart der Jungs und Mädels passte.

Gott sei Dank sangen sie aber auch nicht das ganze Lied, sondern nur zwei Strophen und Refrain, denn nun hieß es für mich meine Partitur auf die Tonart des Chores herunter zu transponieren, also umzuschreiben. Da ich auf dem Gebiet kein Held bin, kostete das wieder ordentlich Zeit, ging dann im Endeffekt jedoch ganz gut von der Hand.

Einziges Problem das wir auch bei der Aufführung nicht lösen konnten war, dass Father Robinson darauf bestand, dass der Chor beim letzten Mal den Refrain eine Quinte höher singen wollte, was die Kinder jedoch nicht erreichten und es deshalb naja klang. Im großen und Ganzen war es jedoch doch ganz nett, da die Mädchen die die Strophen vortrugen, doch sehr schöne Stimmen hatten.

So sah Heal the World im Endeffekt aus, alle Schauspieler des Xavier Skits kamen nochmal in ihren Rollen auf die Bühne und sangen es gemeinsam.

Die letzten Tage waren dann etwas gehetzt. Das Gelände wurde aufgeräumt, die Mauer um den Campus neu gestrichen, viel Technik installiert und so weiter. Beeindruckend war das Zelt, welches vor der Schule als Sonnenschutz aufgebaut wurde. Dieses bestand nämlich aus einer reinen Bambuskonstruktion, über die kunstvolle Tücher gespannt wurden. Auch die Bühne wurde schön hergerichtet und ein großes Plakat befestigt.

So waren besonders unsere Fathers, Lehrer und wir bis zuletzt sehr beschäftigt. Am Vorabend des Festtages, an dem wir uns mit unserem Abendgebet etwas darauf einstellen wollten, konnten dann jedoch nur Damian und ich kommen, da alle anderen irgendwo noch etwas zu tun hatten.

Und mit diesem ganzen Trubel verflog die Zeit unheimlich schnell und der große Tag war gekommen.

Der Tag begann morgens um 6.00 Uhr morgens. Noch etwas müde stapften wir durch den dichten Nebel zur Schule, wo wir um halb 7 dann die heilige Messe mit den Kindern des Hostels sowie unseren Angestellten feierten. Zelebrant war unser Diözesanbischof Angelus Kujur, als Jesuit war es für ihn natürlich auch ein Tag der Freude. Aufgrund seiner Ordenszugehörigkeit besucht er uns recht oft und dieses Mal war es durchaus komisch ihn zu sehen, denn zum ersten Mal sah ich mit vollem Ornat also Soutane, Messgewand, Brustkreuz und Mitra.

Die Messe war sehr schön, da unser Gottesdienstraum festlich geschmückt war und der Chor einige Lieder vorbereitet hatte, unterstützt von Father Robinson an den Trommeln. Leider konnte ich der Predigt des Bischofs nicht folgen, da er diese auf Hindi hielt. Der Besuch des Bischofs wurde dann auch zum Anlass genommen um im Anschluss unsere neuen Wissenschaftsräume zu segnen.

Der uns gut vertraute Bischof von Purnea, Angelus Kujur SJ war Hauptzelebrant unseres Festgottesdiensts.

Nach der liturgischen Eröffnung des Annual Days hatten wir dann ein ausgiebiges Frühstück mit den anderen Geistlichen und Ordensschwestern, sowie den Lehrern in unserer Residenz.

Der Morgen war dann eigentlich noch recht entspannt, einige kleine Sachen waren noch zu erledigen, jedoch hatten wir auch die Zeit davor um uns etwas hinzusetzen und auszuspannen.

Der Campus war festlich geschmückt. Vor dem Bühne war das große Zeltaufgebaut, um den gesamten Platz herum wurden Fahnen, in den Farben der vier Häuser unserer Schule aufgestellt.

Um 1.00 Uhr sollte dann das Programm beginnen. Ich hatte meinen Platz schräg vor der Bühne am Klavier eingenommen und war über diese Sitzgelegenheit echt froh, da sich von hier tolle Perspektiven boten. Um 1.00 Uhr war fast das gesamte Zelt noch leer, was meine Stirn etwas zum runzeln brachte. Circa 20 Minuten später begannen wir dann mit dem Programm nach dem der Chief Guest, ein Bildungsbeauftragter von Purnea eingetroffen war.

Da ich mit dem Rücken zum Publikum saß, konnte ich gar nicht sehen, wie schnell sich das Zelt dann doch füllte. Etwa eine Stunde später drehte ich mich mal um und entdeckte mit Freude, dass sich das Zelt bis fast auf den letzten Platz gefüllte hatte. Viele Eltern waren gekommen sowie auch einige Geistliche Männer und Frauen aus Purnea.

Viele Eltern, sowie Fathers und Sisters der anderen Ordensgemeinschaften waren gekommen. So füllte sich das Zelt recht schnell.

Und auch das Programm verlief problemlos. Die Technik die am vorigen Tag noch etwas gestreikt hatte, machte keine Probleme. Die zum Teil sehr filigranen Tänze machten den Anschein ohne einen Fehler vorgeführt worden zu sein. Auch die Skits, also Theaterstücke wurden wunderbar aufgeführt und brachten das Publikum zum Lachen und hoffentlich auch etwas zum Nachdenken.

Ein meiner Meinung nach ganz besonderer Tanz war der Fusion Dance. Dieser Tanz wurde von drei Gruppen getrennt einstudiert und setzte sich aus eben drei Teilen zusammen, die jeweils Tänze unterschiedlicher Kulturen darstellten. Der Tanz begann mit dem Bengali Teil, dementsprechend lief dazu traditionelle Musik, die Tänzer war bengalisch gekleidet. Darauf folgte der von Mädchen vorbereitete Tamil Teil, der also die Tänze der tamilischen Kultur im Süden Indiens darstellte. Der Tanz endete mit dem Santali Dance, der einheimischen Kultur. Die Verschmelzung war unglaublich spannend, zeigte wieder ein Mal aufs neue wie kulturell verschieden Indien ist, ich meine es zeichnet sich schon unglaublich stark in den Tänzen ab. Da sich das doch recht schwierig vorzustellen ist, habe ich den Fusion Dance auch hier verlinkt:

Das Programm endete circa um 17.00 Uhr, dauerte also ganze 4 Stunden! Jedoch kam mir es eher wie maximal 2 Stunden vor, da es meiner Meinung nach gut durch gemischt war. So war härtere Kost wie beispielsweise Reden und Theaterstücke eingebettet, was das ganze Programme eine gewissen Leichtigkeit verschaffte und viele Zuschauer zum Bleiben bewog.

Die schön geschmückte „Stage“ auf der sich das Programm abspielte. Thema des diesjährigen Annual Days war: „Heal the broken world.“

Am Ende des Programms dankte Father Jacob von Herzen allen Schülern, Lehrern und Angestellten die zum Erfolg des diesjährigen Annual Days beigetragen hatten und erklärte das am nachfolgenden Tag als Belohnung und zur Entspannung kein Unterricht stattfinden würde.

Sein Dank war durchaus berechtigt, nach dem der letztjährige Annual Day wohl unter einigen Problemen litt, war dieser sehr gut geworden. Die Dankbarkeit war deutlich spürbar, so brachte es beispielsweise Father Lazar noch fast eine Woche später im Abendgebet vor, wie dankbar er uns allen und Gott dafür war.

Für uns war es eine tolle Erfahrung die ich als unglaublich bereichernd empfunden habe. Vor allem weil es ein weiterer Einblick in die indische Kultur für mich war, an dem ich tatkräftig beteiligt war. Trotz der Anstrengung hat es sich auf jeden Fall gelohnt, ich bin ja nicht ein ja hier um bei spätsommerlichen Temperaturen meine Füße hochzulegen, sondern meinen kleinen Teil dazu zugeben und im Gegenzug noch mehr zu erhalten.

Für weitere Videos leite ich gerne an den Youtube Kanal meines Mitfreiwilligen Florians weiter, der den Großteil der Tänze hochgeladen hat: https://www.youtube.com/channel/UCKgMMt22z9c6dsAPuweCfGg

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und Euch noch einige besinnliche Tage des Advents und ein gesegnetes Weihnachtsfest. Auch wir hier nutzen die Tage des Advents als Vorbereitung auf Weihnachten, wobei Florian und mir das hier bei den vorhin genannten Temperaturen etwas schwer fällt und deshalb etwas mehr Zeit braucht.

An Weihnachten dem Fest an dem wir uns traditionell gegenseitig beschenken habe ich bereits erfahren, dass es auch ein Fest ist, an dem viele überlegen wie man seine Privilegien teilen kann. Das ist ein sehr nobler Gedanke und regt zum Spenden an. Deshalb verlinke ich hier nochmal die Online Spendenaktion der Jesuit Volunteers:

https://www.jesuitenmission.de/spende/online.html

Aus diesen Spenden wird zum einen unser Freiwilligendienst finanziert, zum Anderen aber auch das International Movement of Catholic Students unterstützt, welches den interkulturellen Dialog junger Menschen fördert.

In diesem Sinne bis zum nächsten Blog, der nächste wird vielleicht in Form eines Podcasts, also zum Anhören im Januar kommen.

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Ein Gedanke zu „Annual Day“

  1. Hey Simon, nachdem ich schon von Hannah einige Fotos aus euren gemeinsamen Tagen in Kuppayanallur als auch von Sarah aus Trichy etc bekommen habe, musste ich heute endlich mal deinen Blog lesen. Und ich fand das Tänzchen zu „Senorita“ am Teachers Day sensationell…..hihihihi……das müssen wir unbedingt auf dem Rückkehrerseminar praktizieren. Gerne möchte ich da wieder für die Volunteers, insbesondere für „meine Inder“ kochen.
    Sag doch bitte Florian und auch Lara ganz ganz liebe Grüße und ich begleite euch mental in ungeahnten Bahnen!!!!
    Falls ihr Mitte Juli bereits wieder in Deutschland seid, bitte vormerken und herzliche Einladung:
    17. Indisches Filmfestival in Stuttgart von 15.-19.Juli 2020.
    Irgendwie findet sich in unserer Wohnung immer genug Platz zum Schlafen!!!
    Herzlichste Grüße, Mary (ehemalige Volunteer und Köchin bei eurem Aussendungsseminar)

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