Finale

Mittlerweile bin ich bin wieder in meiner Hegauer Heimat angekommen, reichlich beschenkt von den Erfahrungen aus meinem Freiwilligendienst.

Vor sehr langer Zeit habe ich angekündigt einen Blogeintrag über das Ankommen zu Hause zu schreiben. Tatsächlich haben mich viele treue Blogleser immer wieder darauf angesprochen. Sogar in meinem Bewerbungsgespräch kam die Frage nach dem fehlenden zweiten Blogeintrag auf.

Anfangs konnte ich mich mit der Aussage „Es geht mir viel zu nah“ und später mit „Ich hab viel zu viel zu tun“ aus der Affäre stehlen. Nun tragen diese zwei Aussagen nicht mehr. Besonders die letzte. Ich hocke auf dem Klippeneck, das Wetter taugt nicht zum Fliegen, es ist kalt, nass und auch sonst gibt es praktisch nichts zu tun… Dann mal los

Ich erinnere mich noch sehr gut an die ersten Schritte auf europäischen Boden. Wir liefen in Zürich aus dem Terminal und es war kalt und grau. Ein krasser Gegensatz zum indischen Frühling, der in sich uns in all seiner Pracht zeigte. Irgendwie war es schön die Landschaft meiner Heimat, nach so langer Zeit wieder zu sehen, auf der anderen Seite zeigte mir keiner der Hegauberge sein Haupt, da sie alle in dicke Wolken verhangen waren.

Zu Hause angekommen lief ich mit Florian das Grundstück ab, ging kurz in den Schuppen und am Ende kurz vor an die Straße mit dem Blick zur Kirche. Irgendwie war alles ganz gewohnt aber unwirklich zu gleich.

In dieser Weise spielte sich auch die kommende Zeit ab. Viele Momente waren sehr schön und emotional, wie das Wiedersehen mit Familie, Freunden oder das Telefonat mit meiner Oma, da ich während meiner Selbstquarantäne nicht zu ihr runter wollte. Aber irgendwie konnte ich alles nicht so wirklich fassen.

An die Phase des „Nichtfassenkönnens“ schloss sich keine Zeit der Entrüstung an, wie ich zuerst vermutete, sondern ehr eine Phase des Wunschdenkens und der Träumerei.

Ich stellte mir vor wie alles gelaufen wäre, wenn Corona schlichtweg nicht passiert wäre. Meine ganzen Projekte, Wünsche und Planungen versuchte ich in meinem Kopf real zu machen. An anderen Tagen träumte ich davon wie es sein wird, wenn ich zurück nach Indien komme. Wenn ich wieder das ganze Chaos vor Augen hätte, die alten Taxen in Kalkutta, die Kolonialbauten und die Bazare. Auch wie schön es sein wird, wenn ich all die Leute aus meinem Einsatz wieder treffe. Nach dem ich diesen Tagträumen einige Zeit nachgegangen bin, fand ich mich wieder in der Realität wieder und stellte mit Ernüchterung fest, dass es alles nur ein Tagtraum war und fühlte mich wie ausgelaugt. Oft endeten diese Spielereien mit dem Gedanken „Wie gerne wäre ich nur dort…“

Ignatius von Loyola, den ich mir im Portrait aus Indien mit nach Hause geholt wurde, wurde mir zu einem wichtigen Wegbegleiter, in dem ich mich in vielen Dingen wieder finde.

Wenn ich im Nachhinein auf diese Zeit zurückschaue, erkenne ich eine starke Ähnlichkeit zur Convalescence des heiligen Ignatius von Loyola, der Gründer der Gesellschaft Jesu. Nach seiner Verwundung brachte er Monate auf dem Krankenbett zu und hatte mehr Zeit über sein Leben nachzudenken als ihm Recht war. Auch er verstrickte sich oft in Gedankenspiele darüber, wie er nach seiner Gesundung wieder zu Ruhm und Macht kommen könnte und in gleichem Maß, was gewesen wäre wenn die Schlacht von Pamplona mit dem Sieg seiner Truppen geendet hätte. Auch er erlebte, wie ihn diese Gedanken fesselten und trösteten und im Anschluss ausgelaugt verließen. Diese Erfahrung, war für ihn der erste Schritt, seine Seele zu verstehen.

Die äußeren Gegebenheiten unterstützen diese Traumphase, da das gesellschaftliche Leben wie es alle durchgemacht haben, weitest gehend lahm gelegt war. Ich hatte keine Arbeit und es gab praktisch kein Vereinsleben. Außerdem verlief auch meine Jobsuche zu diesem Zeitpunkt sehr zäh. Auch mit Freunden traf ich mich aufgrund der Kontaktbeschränkungen nur von Zeit zu Zeit. Gut war, dass ich zu dieser Zeit mit den Jesuiten Online Exerzitien machte, bei denen ich mir täglich eine Stunde für das Gebet rausnahm.

Die Exerzitien begann ich mich mit dem Gedanken, dass nach all dem Erlebten nun Zeit dafür wäre, alles zu ordnen, die Erlebnisse, Gedanken, Gegebenheiten, etc. Ich ging offen an diese Zeit heran, gleichzeitig aber auch ohne große Gedanken. Es zeigte sich, dass es gut ist, ohne große Erwartungen an Exerzitien zu gehen, denn in diese Zeit eröffneten sich mir sehr viele Dinge.

In den ignatianischen Exerzitien, die für vier Wochen ausgelegt sind, ist die dritte Woche für die Betrachtung der Passion und der eigenen Sünde vorgesehen. In dieser Woche trieb mich viel um. Ich überlegte, was in meinem Leben Felder sind, in denen ich mehr auf Gott hin wachsen muss. Dieses Getreibe und Gesuche ermattete mich so sehr, dass es sich zum Ende hin, wie in einem Knall löste. Ich merkte für mich selbst, dass es nicht gut ist, ständig in Träumereien und Gedankenspielen zu verweilen. Ich erkannte es als meine Aufgabe, eine Brücke zu schlagen, zwischen dem Erfahrenen hinein in meine Welt in Deutschland. Ich musste wieder aus einer passiven in eine aktive Rolle wechseln.

Das war nun die Aufgabe für die kommende Zeit. In der Zwischenzeit war ich über einen Freund an einen Job gekommen, was meinem Alltag wieder Ordnung und Struktur gab. Auch normalisierte sich die Situation wieder sukzessive und so passten die Rahmenbedingungen gut zu dem was ich mir vorgenommen hatte. Auch meine pragmatische Art half mir unterwegs.

Jedoch verlief auch dieser Wegabschnitt nicht ohne Probleme. Immer wieder kam ich an Punkte, an denen mich einfach alles ankotzte. Wo ich von der Freiheit, die ich Indien erlebt habe träumte, genauso von den Menschen mit denen ich gelebt habe und auch von der einmaligen grünen Natur. Auch die Erfahrung, dass sich immer weniger Menschen für meine Zeit in Indien interessierten kratzte.

Ich denke in dieser Zeit war es am schwierigsten mich zu ertragen. Da, ich meine Gefühle nicht gut verbergen kann, war es offenkundig sichtbar wie es mir gerade ging. Ich fühlte mich in Indien mehr zu Hause als in Deutschland und drückte das auch immer wieder lautstark aus. Das dies verletzend für mein Umfeld hier ist, das sich um mich mühte konnte ich zu diesem Zeitpunkt nicht verstehen. Nun muss ich mich dafür ehrlich entschuldigen. Ich fühlte mich teilweise als Außenseiter. Im Verlauf dieser Zeit kam ich an den Punkt, an dem ich mir die Frage stellte: „Eigentlich schadet mir die Zeit in Indien nur, weil sie mich belastet und niederdrückt, wieso lasse ich sie nicht einfach hinter mir und betrachte sie als abgeschlossen?“ Aber auch das brachte mich nicht weiter, da ich Gott sei dank nicht in der Lage war, diese so bedeutende Zeit einfach wegzuschmeißen.

Der Austausch mit meinen Mitfreiwilligen ist mir bis heute sehr wichtig, hier beispielsweise als mich Florian besucht hat und wir gemeinsam auf den Stoffel gelaufen sind.

Was mir unglaublich in dieser Zeit half, war der Austausch mit meinen Mitfreiwilligen, die eigentlich alle die gleiche Erfahrung teilten. Auch halfen mir meine Eltern sehr dabei, die mir immer ein offenes Ohr schenkten. Der Austausch half mir zur verstehen, dass ich nicht alleine bin. Ein Rat der mich besonders unterstützte kam von einer ehemaligen Freiwilligen, mit der ich seit meiner Vorbereitungszeit immer wieder Kontakt hatte. Sie meinte zu mir, dass ich die Zeiten, in denen ich mich nach Indien sehnte und mich in Deutschland unheimisch fühlte, einfach zu lassen solle. Ich solle es zu lassen, dass es mir dann einfach mal beschissen geht, denn die Unterdrückung meiner Gefühle, würde mir nur schaden. Es war gut, dass ich so meinen Weg weitergegangen bin, denn ich bin mit dadurch nun zu einem guten Ergebnis gekommen.

Am Ende dieser Reise des Abschiednehmens, an der ich mich nun angekommen fühle kann ich auf ein gutes Resultat schauen. Ich schaue mit Dankbarkeit auf meinen Freiwilligendienst zurück und weiß, um das was ich aus dieser Zeit in mich integriert habe. Werte, Blickwinkel, Erfahrungen, Gepflogenheiten und viele weitere Dinge habe ich in meine Person eingebettet. Gleichzeitig lebe ich hier in Deutschland habe wieder meinen Platz gefunden und bin dankbar über meine Familie und Freunde und gehe meinen Weg, eben mit den Sachen die mir Indien geschenkt hat, und mit diesem Land und seinen Menschen in meinem Herzen.

Ich bin sehr froh wieder mit vielen Leuten unterwegs zu sein, die mir auch vor meinem FSJ sehr wichtig waren und so mein Privat-, Vereins- und kirchliches Leben zu gestalten. Indien bleibt ein Teil von mir auch hier in Deutschland. Auch bin ich weiterhin in gutem Kontakt mit meinen Freunden und Bekannten in Baghmara und Umgebung und weiß, dass wir im aneinander Denken und im Gebet sehr eng verbunden sind. Ich weiß, dass meine Zeit in Indien mich verändert hat und es mich zu der Person gemacht hat die ich jetzt bin. Eigentlich ist es unmöglich ausreichend dankbar für all das zu sein, keine Worte können es ausdrücken. Und so lebt Indien in mir weiter und strahlt nicht nur für mich sondern auch aus mir Heraus, in der Hoffnung, dass auch andere Menschen hier in Deutschland ihre Schlüsse aus dem Ziehen, was ich erlebt und erfahren habe, so wie ich es tue.

Und was mich weiter trägt ist, dass ich wieder kommen werde. Ich verschwende mittlerweile keine Gedanken mehr daran, wie es sein wird, sondern erwarte es mit Vorfreude. Ich weiß, dass der Tag kommen wird, an dem ich aus dem Terminal in Kalkutta laufe und sich mir dieses große Land wieder auf eine ganz neue aber bekannte Weise zeigen wird.

In diesem Sinne bedanke ich mich bei allen die mich auf vielfältige Weise durch meinen Freiwilligendienst begleitet haben. Danke an alle treuen Blogleser, die sich über meine Einträge gefreut haben. Vielen Dank auch an alle die mich und meine Organisation Jesuit Volunteers finanziell Unterstützt haben. Euch Allen „Namaste!“ hindi für „Ich verbeuge mich vor dir!“

Indien, ich komme wieder!

Abschied und Aufbruch 2, Teil 1

Goodbye my great India…

Vor 223 Tagen habe ich unter dem Namen Abschied und Aufbruch“ einen Blogeintrag veröffentlicht. Ich habe geschrieben über meinen Aufbruch nach Indien, was mir schwer fiel und mich bestärkt hat und mit welchem Bündel ich aufgebrochen bin. Nun musste ich auch wieder Aufbrechen zurück nach Deutschland. Unterschied zum ersten Aufbruch, er war ungeplant und ungewollt und er verlief wesentlich schmerzhafter als der Letzte. In diesem Blog möchte ich in zwei Teilen erzählen warum und wie ich zurück nach Deutschland gekommen bin und nutze dieses Format auch für mich persönlich um meinen Abschied gut zu verarbeiten.

Um ganz kurz Fakten zu liefern ich befinde mich nun seit dem 21. März wieder daheim in Binningen und musste meinen Freiwilligendienst aufgrund der Covid´19 Pandemie beenden. Letzteres wurde vom Bundesministerium für Entwicklung und Zusammenarbeit beschlossen. Derzeit halte ich mich etwas zurück und betreibe sicherheitshalber Selbstquarantäne Punkt

Nun etwas mehr im Detail:

Über den Coronavirus haben wir auch in Indien viel gehört. In unserer globalisierten Welt heutzutage war es kein Problem den Geschehnissen zu folgen. Wir konnten die Entwicklung von einer unterschätzten Atemwegserkrankung bis zur Pandemie weit ab und in Sicherheit betrachten.

Spürbar wurde der Ernst der Lage immer wieder in Abschnitten. Ein tieferer war als Ende Februar klar wurde, dass unsere Familien uns nicht besuchen konnten. Dies aufgrund dessen, dass Indien alle Visas für alle noch nicht im Land befindlichen Ausländer für ungültig erklärte.

Im Wissen über die Situation in Europa lebten wir unseren Alltag normal weiter ohne große Angst unseren Freiwilligendienst vorzeitig deshalb beenden zu müssen, da Indien absolut kein Krisengebiet ist. So gab es meines Wissens bis vor einer Woche noch keine 100 Fälle und bereits zehn Heilungen. Auch hatten wir absolut keine Bedanken über unsere Gesundheit da in Bihar recht wenige Menschen reisen und wir in unserem abgetrennten Campus versorgt mit unseren eigenen Lebensmitteln bis auf einen Atomschlag alles überstehen konnten.

Ein weiterer Einschnitt erlebten wir am 13. März, als die Regierung Bihars entschied alle Schule für die kommenden zwei Wochen zu schließen. Nach zwei Wochen Ferien löste dies eine ordentliche Entrüstung in uns aus, da wir uns schon auf unsere Kinder freuten und mit Kraft und neuen Ideen betankt zuversichtlich auf das neue Schuljahr und auf die kommenden vier Monate unseres Freiwilligendienstes schauten. Da es uns schon klar war, dass sich unsere Zeit in Indien langsam aber sicher dem Ende entgegen neigte hatte wir unsere Pläne und Projekte die wir noch verwirklichen wollten.

Nach der Entrüstung über das Ausbleiben der Schule rappelte ich mich schnell wieder, da ich auch kein Problem damit hatte mich die Tage über in unserer Landwirtschaft an der Seite meines Superiors Father Lazar, von mir freundschaftlich Sami (Name der Wertschätzung symbolisiert) genannt einzubringen und so weiter an unserer Mission zu arbeiten.

Einer der vielen „Machans“ an denen unsere Kletterpflanzen gedeihen können. Nach dem klar war, dass die Schule erst mal ausfallen wird stellte ich mich auf einige Wochen Gartenarbeit ein.

So stand ich einfach morgens auf und ging nach der heiligen Messe und dem Frühstück raus aufs Feld hatte Mittags eine ausgiebige Pause nach dem Essen und beteiligte mich anschließend weiter draußen oder schloss mich von Zeit zu Zeit auch Florian an, welcher die Hauptarbeit in der Schulbücherei auf sich nahm. Tagsüber machte ich was anstand, Feuerholz machen für die Hostelküche, Umgraben und säen, ich päppelte eine kleine Ziege dessen Mutter Probleme mit der Versorgung ihres Kleinen hatte an der Flasche auf und zwischendrin hatte ich noch gute Gespräche mit Sami. Abends hatte ich dann noch Zeit für mich und nach Abendgebet und Essen ging ich müde ins Bett.

So war auch der Morgen des 16. März nur mit dem Unterschied, dass sich gegen Abend etwas zusammenbraute. Von einer Mitfreiwilligen aus Bombay hörten das Weltwärts, der finanzielle Träger unseres FSJ`s ein Programm des Bundesministeriums für Entwicklung und Zusammenarbeit (BMZ) schon heiß darüber überlegte, alle Freiwilligen nach Hause zu holen. Danach überschlugen sich die Meldungen. Andere Freiwilligen teilten uns ihren Heimreisebescheid mit und letztlich hörten wir es auch von anderen Jesuit Volunteers. Absolut hilflos der Situation gegenüber malten wir uns das Szenario aus, wir müssen gehen. Ich geriet in eine regelrechte Schockstarre und konnte mit der Situation nichts anfangen. Fassungslos kam mir in den Kopf, dass ich Indien verlassen muss, Baghmara und die Menschen hier vor Ort und an anderen Stellen in Indien, die mir wichtig und teuer geworden sind.

Um 21.30 indischer Zeit erreichte uns dann die Email unserer Koordinatorin die all das gehörte unterstrich und bestätigte. Folgende Gründe wurden aufgeführt: Die Situation in den Einsatzländern ist wenn momentan auch noch bei weitem weniger schlimm als in Europa in gleichem Maß wenn nicht sogar schwerer einzuschätzen. Ein Ausbruch des Coronavirus hätte wahrscheinlich wesentlich größere Auswirkungen, da die Gesundheitssysteme so wie in Indien marode sind und die Gefahr bestehe, durch Einreisestopps nicht mehr zurückreisen zu können. Immer noch sehr überrumpelt teilten wir diese Nachricht unserem Projektpartner Father Jacob mit, der dieser mit einem gewissen Unverständnis begegnete. Im Anschluss an das Gespräch saßen Florian und ich gemeinsam auf dem Dach unterhielten uns noch lange und besprachen unsere Situation. Für uns war die Vorstellung den Ort und die Menschen die uns lieb geworden waren einfach zurückzulassen schlichtweg furchtbar. In unserem eher emotionalen als rationalen Gespräch kam der Punkt auf ob wir uns nicht einfach gegen die Anweisung weigern können. Als wir uns danach jedoch wieder fingen mussten wir diese noch so schweren und folgenreichen Entscheidung ins Auge blicken.

In unserer Hauskapelle kam ich nach der Hiobsbotschaft wieder etwas zur Ruhe…

Nach dem wir noch mit anderen JV´s telefoniert hatten gingen wir dann spät ins Bett und immer noch in der vorher benannten Schockstarre fiel es schwer einzuschlafen. Nach einem Rosenkranz ging es dann schon besser, ich war etwas zur Ruhe gekommen.

Nun war der 17. März gekommen, schon beim Aufstehen fühlte es sich komisch an. Ich schaute durch mein Zimmer und wusste schon, dass es sehr bald sehr leer hier sein wird, nach dem ich es mir schon vor langer Zeit eingerichtet hatte. Ich dachte mir dieser wird wahrscheinlich der letzte normale Tag in Indien für mich sein, deshalb nahm ich mir auch vor ihn so wie jeden anderen Tag zu durchleben.

Ich ging in die Kapelle folgte meinen Mesnerpflichten, die ich in Abwesenheit unseres Hostelers Ashish übernahm und bereitete alles vor. Die Messe feierte Father Lazar mit uns. Nach dem Ende verweilte ich noch etwas und räumte wieder alles zusammen bevor ich ins Refectory ging um zu frühstücken. Sami schaute mich nur an und sagte so etwas wie: „Simon, what shall we do…“ Ich drückte ihn kurz und entgegnete, dass ich es auch nicht wisse. Als ich ihm versicherte, dass ich ganz normal arbeiten wolle lachte er und nahm mein Angebot an.

Als mir bewusst wurde, dass ich wahrscheinlich innerhalb der nächsten Stunden gehen musste überlegte ich ob ich nicht besser packen sollte. Da ich dazu gefühlt jedoch noch nicht in der Lage war zog ich es vor rauszugehen.

Ich holte die Ziegen aus dem Stall und band sie draußen an. Als ich mit einer unserer kleinen etwas spielte überkam mich große Traurigkeit. Mir wurde bewusst, dass ich sie wahrscheinlich sehr lange nicht mehr sehen werde, sie die mir wirklich ans Herz gewachsen sind und natürlich noch viel mehr die Menschen. Ich setzte mich einige Zeit, rappelte mich aber mit dem Gedanken wieder, dass dafür jetzt keine Zeit ist. Für Traurigkeit ist daheim Zeit.

So arbeitete ich einige Stunden mit Lazar zusammen. Wir suchten und Schnitten Stöcke mit der Machete um den Kundri Pflanzen (eine Kürbisgattung) die Möglichkeit zu geben daran hoch an das von uns gebaute Gerüst zu klettern.

Wir sprachen viel über meinen Weggang. Lazar drückte gefasst seine Traurigkeit aus und tröstete mich. Er sprach davon, dass ich dies nun als den Willen Gottes verstehen soll und niemals vergessen darf, dass es dieser ist der mich zum Besten führt, so schwer das auch in der Situation anzunehmen ist.

Vor dem Mittagessen bat ich dann unsere Köchin Reena in meinem brüchigen Hindi noch Pappad zu machen. Pappadam ist ein knuspriges, frittiertes Fladenbrot welches aus Linsenmehl hergestellt wird. Nicht sonderlich gesund wird es als Beilage zu den Mahlzeiten gereicht. Ich wünschte es mir nochmal, da es in unserem Haus maximal an Sonntagen von Zeit zu Zeit gegessen wurde.

Nach dem Mittagessen machte ich mich dann wohl oder übel dran zu packen. Nach 2 bis 3 Stunden war mein Zimmer leer und es fühlte sich gespenstisch an. Der Ort den ich mir an Tag 2 in Indien eingerichtet hatte um mich wohler zu fühlen war nun geräumt, sah aus wie jedes andere Gästezimmer im Haus. Ich musste mich nochmal in meinen Sessel setzen und einige Minuten zur Ruhe zu kommen.

In der Zwischenzeit hatte Father Jacob schon einen Zug gebucht, mit dem wir möglichst schnell nach Kalkutta kommen konnten, denn unser Flug war auch schon gebucht. Kalkutta nach Delhi mit Vistara und von dort aus mit Lufthansa oder Air India (war nicht ganz klar welche Airline den Flug ausführen würde) nach Frankfurt.

Mit dem gebuchten Zug sollte es dann um 7.00 Uhr morgens von Kishanganj, circa 2h von Purnea nach Kolkata Howrah Station gehen. Um sicher zu gehen und unabhängig vom Verkehr zu sein legten wir fest, dass wir um 4 Uhr von Baghmara mit unserem Jeep losfahren.

Es war schon Abendzeit und ich stellte mich auf ein letztes Abendgebet und Abendessen in der Kommunität ein. Pustekuchen. Abendessen war so kurz wie möglich und auf das Abendgebet wurde verzichtet, da wir noch eine wichtige Sache machen mussten. So wie wir uns in Indien registrieren mussten bei der örtlichen Behörde mussten wir uns auch wieder abmelden. Zusammen mit Jacob schlugen wir uns mit der störanfälligen und teils einfach nur „behinderten“ Homepage der Einwanderungsbehörde rum und erhielten dann am Ende doch noch ein Dokument, was die Ausreise zwar ankündigte, welches aber noch von der Stelle bearbeitet werden musste. Da wir darauf nicht warten konnten mussten wir einfach dann los.

Mein Zimmer noch im eingerichteten Zustand, ich war erschrocken wie schnell ich es leer hatte.

Am Ende war es 1. Uhr nachts ich wollte um 3 aufstehen und lag dann in meinem Bett unterm Mosquitonetz und konnte nicht aufhören dran zu denken, dass das nun ganz unverhofft meine letzte „Nacht“ in diesem mit so vielen Erinnerungen gefüllten Zimmer sein sollte. Irgendwann konnte ich dann doch einschlafen. Am Morgen verschlief ich dann meinen Wecker und als mich Florian 15min vor Abfahrt weckte, machte ich mich im Eiltempo fertig.

Noch im Halbschlaf verließen wir dann unseren Campus und fuhren über die leeren Straßen nach Kishanganj. Immer noch nicht in der Lage das Ausmaß der Situation abzuschätzen betrachtete ich das in der Zwischenzeit so normal gewordene Straßenbild und unterhielt mich mit Lazar über den Aufbau der neuen Mission. Derzeit arbeiteten unsere Jesuiten daran am anderen Ende der Stadt nochmal eine English Medium School plus Pfarrei hochzuziehen um auch für andere Kinder aus den ländlichen Teilen unseres Distrikts eine gute Bildung bieten zu können. Über diesen neuen Standpunkt, namentlich Mahindrapur sind die Jesuiten sehr stolz, da es immer eine große Freude ist etwas neues in der Mission zu schaffen.

In Kishanganj warteten wir eine Weile, da wir aufgrund der leeren Straßen wesentlich früher angekommen waren als zuvor gedacht. Im Anschluss stiegen wir dann in unseren Expresszug ein mit dem wir dann innerhalb von circa 6 Stunden in Kalkutta ankommen sollten. Mit ausreichend Platz und gut verköstigt vom Zugpersonal gepaart mit einer unglaublich schönen Aussicht auf das indische Hinterland verging auch hier wieder die Zeit wie im Flug.

Nach der Ankunft in Howrah ging es dann per Taxi weiter nach Prabhu Jisu, die Pfarrei in der wir schon jeweils eine Nacht auf dem Hin- und auf der Rückfahrt in den Süden im Januar verbrachten.

Kalkutta zeigte sich bei schönstem Sonnenschein nochmal von seiner besten Seite als wenn auch sie Goodbye sagen wollte… Wie bei meinem letzten Besuch war ich wieder gepackt von den alten Kolonialbauten die die Straßen säumten so wie vom Verkehr, von dieser unglaublichen Mischung zwischen der europäischen und indischen Kultur. Auch wenn die Kolonialzeit in Indien heute selbst von Einheimische fast etwas romantisierend wahrgenommen wird ist das Bild Kalkuttas ein wunderbares Symbol von Indiens atemberaubender multikulturellen Geschichte.

Kalkutta ist meiner Meinung nach mehr als Sehenswert. Während die Bauten an die koloniale Vergangenheit Indiens erinnern spielt sich unten auf der Straße das typisch indische Leben ab…

In meiner Vorstellung hatten wir nun in Prabhu Jisu nach einer kurzen Pause genug Zeit um nochmal durch die Muslim Quarters zu schlendern und noch einen Haarschnitt zu bekommen, den ich dringend nötig hatte. Wieder mal falsch gedacht. Ein alter indischer Jesuit bat uns zu sich zu kommen um uns auf ein Dokument aufmerksam zu machen, was wohl für die Immigration nötig wäre. Er bat uns einen Gesundheitscheck zu machen um vorweisen zu können, dass wir nicht an der vom Virus ausgelösten Krankheit leideten.

Wir waren total aufgelöst. Wo sollten wir so schnell einen Test bekommen? Außerdem war es auch absolut unsinnig für uns sich testen zu lassen, da wir in unserem Campus in der hinterletzten Pampa Bihars bestimmt kein Corona aufgesammelt hatten und auch die Chance diesen auf der Zugfahrt eingefangen zu haben sehr gering war.

Am Küchentisch saßen dann Lazar und wir etwas hilflos zusammen. Gott sei dank war zum gleichen Zeitpunkt Father David Raj aus unserer Provinz auch in Kalkutta. Er war aus dem selben Grund wie Father Lazar gekommen. Auch er hatte einen englischen Freiwilligen bei sich in Dumka, der Indien verlassen musste. Da er diesen schon am Flughafen abgesetzt hatte und dieser wohl auch problemlos auf seinem Flug saß, konnte uns Father David genaueres berichten.

Father David sicherte uns zu, dass wir problemlos ohne dieses Medical Certificate ausreisen könnten, wies uns aber auf ein anderes notwendiges Dokument hin. Eine Bestätigung unserer Tätigkeit hier in Indien sei notwendig für die Ausreise. Nach viel telefonieren mit unterschiedlichen Leuten in Baghmara schickte uns Sister Pauline als Principal unserer Schule dieses zu.

In der Zwischenzeit war es wieder Abend geworden. Nach dem unser Flug um 7.00 Uhr morgens gehen sollte entschieden wir uns um 4.00 Uhr aufzubrechen. So weit so gut, nun stellte ich mich auf das ganz normale Abendprogramm in einer indischen Jesuitenkommunität ein: Abendgebet und gemeinsames Abendessen. Spoileralarm, wieder mal falsch gedacht.

Der oben bereits beschriebene alte Jesuit mit seinen über 80 Jahren hatte in der Zwischenzeit Panik im Haus verbreitet und war wohl der festen Überzeugung dass die Ausländer (welche sich seit 8 Monaten in Indien befanden und noch nicht mal Besuch erhalten hatten) den Coronavirus ins Haus bringen würden. Konsequenz: kein gemeinsames Abendgebet und die Mahlzeit vor den anderen zu zweit.

Man merkte die Jesuiten begannen große Bögen um uns zu machen und die Kommunikation auf ein mindestes zu reduzieren. Das schmerzte sehr, da wir sonst immer ordenstypisch gastfreundlich und offen empfangen wurden und nun an diese Stelle eine distanziere und auch unhöfliche Art gekommen war. Am Esstisch ärgerte sich Lazar auch über dieses Verhalten und klagte besonders das Verhalten dieses alten Jesuiten an. Father Lazar sagte in etwa: „Wenn ich in seinem Alter noch so Angst vor dem Sterben hätte, würde ich meinen Glauben erstmal ordentlich hinterfragen?!“

Prabhu Jisu Girja, die Kirche des Herren Jesu, im Blick auf sie konnte ich mich wieder beruhigen.

Ich konnte ihm nur zustimmen… Als es nun ruhig geworden war an unserem Tisch packte mich die Traurigkeit nochmal ganz extrem. Ich musste aufstehen und betrachtete am Fenster die große Pfarrkirche des Herren Jesu. Lazar rief mich zurück und bat mich ihm zu erklären warum ich denn weinen würde. Mit schwacher Stimme erklärte ich ihm, dass ich Indien nicht verlassen will, nicht jetzt und vor allem nicht Ihn.

Lazar, auch etwas überfordert mit der Situation, da er wohl auch mit seinen Gefühlen innerlich kämpfte, holte tief aus und erklärte mir, dass ich doch nicht weinen könne. Die Offenheit für den Willen Gottes und die Bereitschaft immer über all hinzugehen seien der Grundpfeiler der Mission und müssen für mich als Christen das gleiche sein.

So hart diese Worte waren, so trugen sie auch einen starken Trost in sich, der mir half mich wieder zu fangen.

Dann war es schon wieder Zeit zu schlafen, es ging ja wieder früh los. So buchten wir unseren Uber zum Flughafen und schliefen nochmal ein paar Stunden.

Um 4.00 Uhr stiegen wir dann in den Hindustan Ambassador, das so ziemlich indischste Auto aller Zeiten und häufiger Begleiter, da von 1955 bis 2013 in Serie gebaut zum Flughafen. Lazar empfahl mir die Scheibe ganz runterzudrehen und nochmal eine zu rauchen auf dem Flughafen sei dazu ja wahrscheinlich keine Zeit mehr. Und so war die Fahrt nochmal eine ganz indische Erfahrung, zu dritt im uralten Taxi mit viel Gepäck durch die Riesenmetropole Kalkutta mit der indischen Goldflake Zigarette in der Hand, ein klischeehaftes und romantisierendes Bild.

Die gelben Taxen sind Hindustan Ambassadors kurz „Amby“ genannt, in einem von ihnen ging es stilecht für Kalkutta zum Flughafen.

Angekommen am Subash Chandra Bose International Airport mussten wir schon erkennen, dass Father Lazar nicht mehr mit ins Terminal kommen durfte… Nach dem wir unser Gepäck im Eingangsbereich stehen liessen schloss ich mich dann Lazar an um noch einen letzten Chai mit ihm zu trinken. Im Wartesaal neben an bekamen wir zwar keinen Chai aber konnten immerhin noch einen Kaffee zusammen trinken.

Sami erhob den Becher und sagte: „Cheers Simon, I can´t thank you for all you have done.“ Eine große Ehre und ein letztes Zugeständnis der Wertschätzung, über welche ich mich bei ihm nie klagen konnte. Der Kaffee war leer und nur noch eine Bitte lag auf meinen Lippen. Ich bat Father Lazar mich zu segnen. Wir setzten uns auf eine Bank. Er legte seine Hände auf meinen Kopf und sprach Worte aus tiefstem Herzen mit schwacher Stimme, so viele, dass ich sie gar nicht mehr rezitieren kann, mir es jedoch warm ums Herz wird wenn ich daran zurückdenke.

Nach dem Segen standen wir auf und gingen zurück zum Terminal. Als ich merkte wie er sich die Tränen aus den Augen wischte, nahm ich seine Hand und ging so mit ihm zusammen und teilte auf wunderschöne Art diesen Moment, unseren Letzten für eine Weile. Das Händchenhalten ist Indien ja unter Männern ein Zeichen der Freundschaft, ebenso bei Frauen und nur bei Liebespaaren verpönt.

Nach dem das schon unsere eigentliche Verabschiedung war umarmten wir uns noch ein Mal herzlich bevor Florian und ich uns dann auf Richtung Check in Schalter machten.

Goodbye Sami, I will come again…

Nach dem hier alles gut geklappt hatte, betrachtete ich dann beim Start und danach nochmal das Land und in Gedanken ging mir durch den Kopf: „Goodbye East India, thank you“ Auch wenn der Schmerz über die Trennung in diesem Moment noch überwiegte spürte ich schon wie dankbar ich für die letzten acht Monate sein kann.

Bis hier lief noch alles ganz normal, die Strapaze mit dem Heimflug kam dann erst in Delhi. Dazu dann mehr in ein paar Tagen…

Da wie schon gesagt noch ein zweiter Teil kommen wird und ich bestimmt noch einige vorbereitete Themen auf meinem Blog zum Besten geben möchte, abonniert gerne den Newsletter!

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Schwatz

Hallo zusammen, lange ists her, dass ich hier von mir hab hören lassen. Die lange Unterbrechung tut mir leid, ist jedoch dem geschuldet, dass ich fast den ganzen Januar unterwegs war.

Nach ein paar Tagen in verschiedenen Einrichtung unserer Jesuitenprovinz Dumka-Raiganj, ging es dann nach Tamil Nadu in den Süden Indiens. Dort verbrachten wir eine Woche mit unserer Mitfreiwilligen Hannah in Chennai und Umgebung bevor es weiter zum Zwischenseminar in Trichy ging.

Heute soll es mal ein anderes Format als der traditionelle Blogbeitrag sein. In diesem Podcast haben uns Florian und ich hingesetzt und mal einige Fragen beantwortet die wir immer wieder gestellt bekommen.

In diesem Sinne wünsche ich euch viel Spaß unserem Schwatz zu zuhören. Lasst gerne einen Kommentar da, was ihr davon haltet. Über Kritik egal hier, per Email oder WhatsApp freue ich mich sehr.

Viele Grüße, hier beim Zwischenseminar in Trichy.

Annual Day

und andere kleine Feste die uns auf Trapp gehalten haben und unglaublich beschenkt.

Meine Familie, Freunde und alle die mich in den letzten Wochen per Telefon, WhatsApp oder Email erreichen wollten haben gemerkt, dass ich mich meist sporadisch, kurz und oft verspätet zurückgemeldet habe. Das absolut nicht aus Bosheit oder Desinteresse, ich war einfach beschäftigt. Die letzten 5 Wochen gab es zwei große Punkte auf der To do Liste, die es vorzubereiten galt. Erstes war die Childrens Day Celebration, zweites der Annual Day.

Der Children´s Day ist ein in allen indischen Schulen gefeiertes Fest, bei dem ausnahmsweise die Kinder im Mittelpunkt stehen. Die Kinder vor allem Schüler werden für ihre Arbeit und Anstrengungen geehrt. Außerdem ist es auch Aufgabe des Children´s Days auf die Rechte der Kinder aufmerksam zu machen und die Bedeutung von Bildung hervorzuheben.

Zurück geht dieser Tag auf den ersten indischen Premierminister Jawaharlal Nehru. Nehru der vor allem für seine Rolle als Widerstandskämpfer gegen die britische Kolonialherrschaft in Indien bekannt ist, hatte ein Herz für Kinder und sah deren Förderung als eine wichtige Aufgabe während seiner Amtszeit. Dadurch war er ihnen damals auch als Chacha Nehru, zu deutsch Onkel Nehru bekannt. Er führte den Childrens Day während seiner Amtszeit ein.

Nach seinem Tod, wurde dieser dann auf seinen Geburtstag gelegt, weshalb auch heute noch zum Children´s Day sein Portrait hervorgehoben und mit Blumen und Kerzen geschmückt wird.

Das Portrait von Jawaharlal Nehru. Im Volk als Chacha, Onkel Nehru bekannt.

An unserer Schule wurde das Fest so gestaltet, dass an diesem Tag kein Unterricht stattfand, die Kinder jedoch um 9.00 Uhr zur Schule kamen um dort ein von uns Lehrern geplantes und durchgeführtes Programm zu sehen.

Wie schon oft erwähnt ist Tanz ein eklatanter Bestandteil der indischen Kultur, weshalb wir daran nicht geizten. Insgesamt führten wir vier Tänze auf, davon zwei mit allen Lehrern, einen nur wir Herren und den anderen nur die Damen.

Für die Tänze probten wir jeden Tag 1 1/2 Stunden nach Schulschluss, was unglaublich viel Spaß machte und uns nochmal mehr mit den anderen Lehrern an unserer Schule verbunden hat. Jedoch war das auch sehr anstrengend, da dadurch unsere Mittagspause wegfiel und wir somit von 8.00 Uhr Morgens bis 17.00 Uhr eigentlich permanent auf den Beinen waren. Gelohnt hat sich das jedoch alle Mal.

Zusätzlich zu den Tänzen leitete ich noch ein Dreibeinrennen, Schüler gegen Lehrer über einen Parkour an, was die Schüler haushoch für sich entscheiden konnten. Während ich diesen Teil moderierte, hatte Florian die Ehre eine kleine Rede über den Childrens Day zu halten, was er ohne Probleme meisterte.

Hier einer unserer Tänze zum Hindi Song Senorita.

Als der Childrens Day dann gekommen war, feierten wir ein wirklich tolles Fest. Die Kinder hatten eine riesen Freude uns auf der Bühne zu sehen und von uns unterhalten zu werden. Nach dem Ende des Programms bekamen dann alle Schüler noch einige Süßigkeiten bevor sie für den Rest des Tages entlassen wurden.

Da unsere Hostelboys jedoch ganz normal den weiteren Tag auf dem Gelände verbrachten, nutzen wir die Zeit um ihnen persönlich noch eine Freude zu bereiten.

Gegen Abend stellten wir nochmal die Musikboxen raus und tanzten mit ihnen zusammen. Das hat den Jungs unglaublich gut gefallen und so verbrachten wir noch einige Stunden mit ihnen tanzend und ließen so den Tag ausklingen.

Bis zum Einbruch der Dunkelheit, tanzten wir gemeinsam mit unseren Jungs, denen es vor allem Freude bereitete uns ihre Tänze vorzuführen.

Als der Childrens Day und seine zeitintensive Vorbereitung zu Ende gegangen war, wurde es jedoch nicht ruhiger. Am 3. Dezember ist der Gedenktag des Heiligen Franz Xavers. Als Patron der Schule war der Annual Day also das jährliche Schulfest an diesem Tag geplant.

Auch hier stand wieder ein großes Programm an, welches wir mit den Kindern für ihre Eltern sowie einige Ehrengäste aufführten.

Geplant waren mehrere Tänze, sowie zwei kleine Theaterstücke und auch einige Einlagen des Schulchors. So übten Florian und ich zusammen mit einer unserer Lehrerinnen den English Dance ein.

Wir überlegten uns eine Choreographie die wir dann täglich in der letzten Schulstunde des Tages trainierten. Diese Stunde hat sehr viel Spaß gemacht, auch wenn wir dabei einige Probleme hatten. Interessanterweise fanden sich in unserer Gruppe vornehmlich die Kinder ein, die in den vergangenen Jahren nicht am Programm teilgenommen hatten. Deshalb war beim Großteil der Kinder ein sehr schwaches Rhythmusgefühl und Koordination zu finden, was wir im Endeffekt jedoch durch viele Proben wett machen konnten.

Unser „Dura Dance“ den Florian und ich mit Mrs. Rajani einstudierten am Ende, als wir ihn aufführten.

Zusätzlich hatte ich noch die Aufgabe den Schulchor bei drei Stücken zu begleiten. Bis zur letzten Woche waren es nur zwei, dazu jedoch später mehr. Auf die Frage ob ich den Chor nicht begleiten könne, bejahte ich natürlich, es war ja nicht das erste Mal für mich. Die Art des Einstudierens irritierte mich dann doch sehr.

Als ich unser altes Casio Keyboard zur ersten Probe in die Schule schaffte, rechnete ich damit gleich Noten zu bekommen, mit denen es für mich absolut keine Schwierigkeit sein sollte, das Klavier zu bespielen. Angekommen erwarteten mich dann jedoch keine Noten sondern nur der Text der Lieder. Ms. Jennifer, die den Chor leitete, sang das Lied dann einfach einige Male vor und die Kinder folgten ihr.

Meine Aufgabe war es nun vom Gesang der Kinder nach den Klavierpart zu basteln, was nach einigem Zuhören kein Problem war. Der Welcome Song und die Schulhymne waren nicht sonderlich schwer und gingen dann doch recht schnell in meinen Kopf hinein. Witzig war, dass Ms. Jennifer ganz schön verdutzt war, als ich ihr erzählte wie wir in Deutschland solche Sachen lernen und einstudieren.

Im Endeffekt war es wirklich schön den Chor zu begleiten, da vor allem die Mädchen sehr schöne Stimmen hatten und ich auch vertretend einige Proben leitete, was für mich natürlich kein Problem war.

Vor allem die Chorproben mit ihnen haben mir sehr viel Spaß gemacht.

Die größte Überraschung kam jedoch noch kurz vor Ende. Father Robinson schrieb ein kleines Theaterstück zum Thema: „Was nützt es einem Mann, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber seine Seele verliert?“ Diesen Satz richtete Ignatius von Loyola an Franz Xaver. Beim Schreiben kam er dann auf die Idee, dass es „Heal the world“ von Michael Jackson doch dazu ein passendes Lied zum Abschluss wäre.

Eine Woche vor Annual Day kam dann Ms Jennifer auf mich zu und meinte ganz salopp: „Sir Simon, du spielst auch noch Heal the world, das kennst du bestimmt.“ Das war mal wieder eine typisch indische Geschichte. Da das Lied doch recht komplex ist ging ich prompt online, kaufte mir Noten dafür und druckte sie aus. In meinem Eifer hatte ich ganz vergessen, dass man hier Lieder nicht anhand von Noten sondern von Texten einstudiert, weshalb meine Noten absolut nicht zur Tonart der Jungs und Mädels passte.

Gott sei Dank sangen sie aber auch nicht das ganze Lied, sondern nur zwei Strophen und Refrain, denn nun hieß es für mich meine Partitur auf die Tonart des Chores herunter zu transponieren, also umzuschreiben. Da ich auf dem Gebiet kein Held bin, kostete das wieder ordentlich Zeit, ging dann im Endeffekt jedoch ganz gut von der Hand.

Einziges Problem das wir auch bei der Aufführung nicht lösen konnten war, dass Father Robinson darauf bestand, dass der Chor beim letzten Mal den Refrain eine Quinte höher singen wollte, was die Kinder jedoch nicht erreichten und es deshalb naja klang. Im großen und Ganzen war es jedoch doch ganz nett, da die Mädchen die die Strophen vortrugen, doch sehr schöne Stimmen hatten.

So sah Heal the World im Endeffekt aus, alle Schauspieler des Xavier Skits kamen nochmal in ihren Rollen auf die Bühne und sangen es gemeinsam.

Die letzten Tage waren dann etwas gehetzt. Das Gelände wurde aufgeräumt, die Mauer um den Campus neu gestrichen, viel Technik installiert und so weiter. Beeindruckend war das Zelt, welches vor der Schule als Sonnenschutz aufgebaut wurde. Dieses bestand nämlich aus einer reinen Bambuskonstruktion, über die kunstvolle Tücher gespannt wurden. Auch die Bühne wurde schön hergerichtet und ein großes Plakat befestigt.

So waren besonders unsere Fathers, Lehrer und wir bis zuletzt sehr beschäftigt. Am Vorabend des Festtages, an dem wir uns mit unserem Abendgebet etwas darauf einstellen wollten, konnten dann jedoch nur Damian und ich kommen, da alle anderen irgendwo noch etwas zu tun hatten.

Und mit diesem ganzen Trubel verflog die Zeit unheimlich schnell und der große Tag war gekommen.

Der Tag begann morgens um 6.00 Uhr morgens. Noch etwas müde stapften wir durch den dichten Nebel zur Schule, wo wir um halb 7 dann die heilige Messe mit den Kindern des Hostels sowie unseren Angestellten feierten. Zelebrant war unser Diözesanbischof Angelus Kujur, als Jesuit war es für ihn natürlich auch ein Tag der Freude. Aufgrund seiner Ordenszugehörigkeit besucht er uns recht oft und dieses Mal war es durchaus komisch ihn zu sehen, denn zum ersten Mal sah ich mit vollem Ornat also Soutane, Messgewand, Brustkreuz und Mitra.

Die Messe war sehr schön, da unser Gottesdienstraum festlich geschmückt war und der Chor einige Lieder vorbereitet hatte, unterstützt von Father Robinson an den Trommeln. Leider konnte ich der Predigt des Bischofs nicht folgen, da er diese auf Hindi hielt. Der Besuch des Bischofs wurde dann auch zum Anlass genommen um im Anschluss unsere neuen Wissenschaftsräume zu segnen.

Der uns gut vertraute Bischof von Purnea, Angelus Kujur SJ war Hauptzelebrant unseres Festgottesdiensts.

Nach der liturgischen Eröffnung des Annual Days hatten wir dann ein ausgiebiges Frühstück mit den anderen Geistlichen und Ordensschwestern, sowie den Lehrern in unserer Residenz.

Der Morgen war dann eigentlich noch recht entspannt, einige kleine Sachen waren noch zu erledigen, jedoch hatten wir auch die Zeit davor um uns etwas hinzusetzen und auszuspannen.

Der Campus war festlich geschmückt. Vor dem Bühne war das große Zeltaufgebaut, um den gesamten Platz herum wurden Fahnen, in den Farben der vier Häuser unserer Schule aufgestellt.

Um 1.00 Uhr sollte dann das Programm beginnen. Ich hatte meinen Platz schräg vor der Bühne am Klavier eingenommen und war über diese Sitzgelegenheit echt froh, da sich von hier tolle Perspektiven boten. Um 1.00 Uhr war fast das gesamte Zelt noch leer, was meine Stirn etwas zum runzeln brachte. Circa 20 Minuten später begannen wir dann mit dem Programm nach dem der Chief Guest, ein Bildungsbeauftragter von Purnea eingetroffen war.

Da ich mit dem Rücken zum Publikum saß, konnte ich gar nicht sehen, wie schnell sich das Zelt dann doch füllte. Etwa eine Stunde später drehte ich mich mal um und entdeckte mit Freude, dass sich das Zelt bis fast auf den letzten Platz gefüllte hatte. Viele Eltern waren gekommen sowie auch einige Geistliche Männer und Frauen aus Purnea.

Viele Eltern, sowie Fathers und Sisters der anderen Ordensgemeinschaften waren gekommen. So füllte sich das Zelt recht schnell.

Und auch das Programm verlief problemlos. Die Technik die am vorigen Tag noch etwas gestreikt hatte, machte keine Probleme. Die zum Teil sehr filigranen Tänze machten den Anschein ohne einen Fehler vorgeführt worden zu sein. Auch die Skits, also Theaterstücke wurden wunderbar aufgeführt und brachten das Publikum zum Lachen und hoffentlich auch etwas zum Nachdenken.

Ein meiner Meinung nach ganz besonderer Tanz war der Fusion Dance. Dieser Tanz wurde von drei Gruppen getrennt einstudiert und setzte sich aus eben drei Teilen zusammen, die jeweils Tänze unterschiedlicher Kulturen darstellten. Der Tanz begann mit dem Bengali Teil, dementsprechend lief dazu traditionelle Musik, die Tänzer war bengalisch gekleidet. Darauf folgte der von Mädchen vorbereitete Tamil Teil, der also die Tänze der tamilischen Kultur im Süden Indiens darstellte. Der Tanz endete mit dem Santali Dance, der einheimischen Kultur. Die Verschmelzung war unglaublich spannend, zeigte wieder ein Mal aufs neue wie kulturell verschieden Indien ist, ich meine es zeichnet sich schon unglaublich stark in den Tänzen ab. Da sich das doch recht schwierig vorzustellen ist, habe ich den Fusion Dance auch hier verlinkt:

Das Programm endete circa um 17.00 Uhr, dauerte also ganze 4 Stunden! Jedoch kam mir es eher wie maximal 2 Stunden vor, da es meiner Meinung nach gut durch gemischt war. So war härtere Kost wie beispielsweise Reden und Theaterstücke eingebettet, was das ganze Programme eine gewissen Leichtigkeit verschaffte und viele Zuschauer zum Bleiben bewog.

Die schön geschmückte „Stage“ auf der sich das Programm abspielte. Thema des diesjährigen Annual Days war: „Heal the broken world.“

Am Ende des Programms dankte Father Jacob von Herzen allen Schülern, Lehrern und Angestellten die zum Erfolg des diesjährigen Annual Days beigetragen hatten und erklärte das am nachfolgenden Tag als Belohnung und zur Entspannung kein Unterricht stattfinden würde.

Sein Dank war durchaus berechtigt, nach dem der letztjährige Annual Day wohl unter einigen Problemen litt, war dieser sehr gut geworden. Die Dankbarkeit war deutlich spürbar, so brachte es beispielsweise Father Lazar noch fast eine Woche später im Abendgebet vor, wie dankbar er uns allen und Gott dafür war.

Für uns war es eine tolle Erfahrung die ich als unglaublich bereichernd empfunden habe. Vor allem weil es ein weiterer Einblick in die indische Kultur für mich war, an dem ich tatkräftig beteiligt war. Trotz der Anstrengung hat es sich auf jeden Fall gelohnt, ich bin ja nicht ein ja hier um bei spätsommerlichen Temperaturen meine Füße hochzulegen, sondern meinen kleinen Teil dazu zugeben und im Gegenzug noch mehr zu erhalten.

Für weitere Videos leite ich gerne an den Youtube Kanal meines Mitfreiwilligen Florians weiter, der den Großteil der Tänze hochgeladen hat: https://www.youtube.com/channel/UCKgMMt22z9c6dsAPuweCfGg

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und Euch noch einige besinnliche Tage des Advents und ein gesegnetes Weihnachtsfest. Auch wir hier nutzen die Tage des Advents als Vorbereitung auf Weihnachten, wobei Florian und mir das hier bei den vorhin genannten Temperaturen etwas schwer fällt und deshalb etwas mehr Zeit braucht.

An Weihnachten dem Fest an dem wir uns traditionell gegenseitig beschenken habe ich bereits erfahren, dass es auch ein Fest ist, an dem viele überlegen wie man seine Privilegien teilen kann. Das ist ein sehr nobler Gedanke und regt zum Spenden an. Deshalb verlinke ich hier nochmal die Online Spendenaktion der Jesuit Volunteers:

https://www.jesuitenmission.de/spende/online.html

Aus diesen Spenden wird zum einen unser Freiwilligendienst finanziert, zum Anderen aber auch das International Movement of Catholic Students unterstützt, welches den interkulturellen Dialog junger Menschen fördert.

In diesem Sinne bis zum nächsten Blog, der nächste wird vielleicht in Form eines Podcasts, also zum Anhören im Januar kommen.

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Missio ad gentes

„Getauft und gesandt“ das Motto des diesjährigen außerordentlichen Missionsmonat.
Quelle: https://zenit.org/articles/popes-message-for-world-mission-day-2019/

Hallo zusammen! Dieser Eintrag wird etwas anders als die vorhergegangenen. Im Gegensatz zu diesen werde ich heute nicht direkt über meine Erlebnisse in der letzten Zeit berichten. Heute werde ich rückblickend einige Gedanken zum diesjährigen Missionsmonat Oktober zum Besten geben und darin auch meine Erfahrungen die ich in den vergangenen drei Monaten machen durfte wiedergeben. Wer daran interessiert ist darf gerne weiterlesen, wer schauen will wie´s mir geht und was bei mir grad los ist, dem verüble ich das Nichtlesen selbstverständlich nicht.

An Pfingsten diesen Jahres erklärte Papst Franziskus den Oktober als außerordentlichen Gebetsmonat für die Mission. Damit möchte der Papst an den 100. Jahrestag des apostolischen Schreibens „Maximum Illud“ seines Vorgängers Benedikt XV. erinnern. Benedikt XV. der sich in seinem kurzen Pontifikat vergeblich für den Frieden im unter dem Ersten Weltkrieg leidenden Europa einsetzte, ist ein heutzutage fast vergessener Papst.

Jedoch setzte das von ihm verfasste Schreiben neue Standards in der Weltmission. Der damalige Papst forderte Respekt vor fremden Kulturen, grenzte die Bestrebung der Kolonialherren von der Verkündigung des Evangeliums ab und wünschte sich die Ausbildung eines einheimischen Klerus und somit die Unabhängigkeit von europäischen Missionaren.

Franziskus wiederum wünscht sich eine missionarische Haltung aller Gläubigen. Gleichzeitig fordert er auch alle Missionare auf, sich „der freudvollen Neuheit des Evangeliums zu öffnen“

Aber wie sieht Mission denn heute überhaupt aus. Inwiefern schwingt im Wort Missionar und Mission noch ein bitterer Beigeschmack mit und wie kann die Mission einen beflügeln?

Der Missionsauftrag der Kirche fußt auf viele Stellen in der Bibel, die wohl bekannteste ist das Ende des Matthäus Evangeliums:

Mir ist alle Macht gegeben, im Himmel und auf der Erde. Deshalb geht zu allen Völkern, macht alle Menschen zu meinen Jüngern. Tauft sie auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie alles zu befolgen, was Ich euch geboten habe. Seid gewiss, Ich bin bei euch, alle Tage bis zum Ende der Welt.

Matthäus, 28, 18-20

Das dieser Taufbefehl natürlich kritisch gesehen muss ist selbstverständlich, jedoch möchte ich hier keine Exegese veranstalten.

Nach dem die Portugiesen unter Vasco da Gama den Seeweg nach Indien entdeckt hatten folgten auch bald einige Geistliche, die jedoch keine Missionsarbeit leisteten sondern eher den „Eigenbedarf“ der Kolonialisten deckten. Auch ist überliefert, dass diese kein sonderlich geistliches Leben führten.

Bald folgten die ersten Missionare der neu gegründeten Gesellschaft Jesu. Ihr bekanntester Vertreter war Francisco de Xavier oder Franz Xaver. Der Heilige ist sehr bekannt, da er bereits damals 1542 nicht auf hohles Taufen setzte und die Neuchristen danach sich selbst überließ sondern wirklich versuchte den Glauben zu vermitteln.

Franz Xaver setzte auf Inkulturation und verstand sich bestens darin, sich der jeweils vorherrschenden Kultur anzupassen. Er lehrte die Menschen den Katechismus und versuchte, obwohl er wohl selbst nicht sprachbegabt war, möglichst viele Texte wie beispielsweise Predigten in die Sprachen der Einheimischen zu übersetzen. Auch setzte er auf die Ausbildung eines einheimischen Klerus und gründete so in Indien viele Kollege und Seminare.

Jedoch muss man auch bei Franz Xaver sehen, dass er sehr darauf pochte die Menschen zu taufen. Er zwang die Menschen zwar nicht mit dem Schwert dazu, legte jedoch alles daran ihnen dieses Sakrament zu spenden. Meiner Meinung nach kann man ihm das kaum verübeln. In der Theologie seiner Zeit stand fest, dass jeder Ungetaufte, ganz gleich ob er von Jesus Christus schon jemals in seinem Leben gehört hatte, nach seinem Ableben die Ewigkeit getrennt von Gott in der Hölle verbringen muss.

Der heilige Franz Xaver beim Taufen eines Indigenen. Er ist der Apostel Indiens und der Schutzheilige der Weltmission. Viele Einrichtungen der Jesuiten sind nach ihm benannt.
Quelle: www.heiligenlegenden.de/monate/dezember/03/franz-xaver/home.html

In Franz Xavers Briefen die er an Ignatius in Rom sendete lässt sich auch klar herauslesen, dass der Autor besorgt um das ewige Heil der Menschen war. Der junge Jesuit wollte möglichst vielen Menschen das Tor zum Himmel öffnen. Sie jedoch auch wie oben beschrieben mit dem Glauben im Diesseits stärken.

Während der Heilige Franz Xaver für mich durchaus Vorbildfunktion hat, kann aus seinem Taufeifer, beziehungsweise dem Taufeifer anderen radikaler Missionare ganz klar der üble Beigeschmack kommen, den die Mission bis heute in sich trägt. Vor allem auch mit Blick auf andere Teile der Welt, wo Missionare absolut keine Anstrengungen zeigten, sich der Kultur der Menschen anzupassen.

Die heute in Indien tätigen Missionare fühlen sich ganz stark in seiner Nachfolge. Während Franz Xaver von Goa aus fast alle Gebiete des portugiesischen Indiens besuchte, war es ihm natürlich nicht möglich im gesamten Gebiet der heutigen Republik zu Missionieren.

Interessanterweise kamen hier in diesem Teil Indiens die ersten europäischen Jesuiten erst in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts an. Italienische Missionare begannen hier damit den Glauben zu verbreiten und soziale Einrichtungen zu gründen.

Auch ich lebe hier mit Missionaren knapp 90 Jahre später, der entscheidende Unterschied ist, ich lebe hier mit einheimischen Missionaren.

Unsere Fathers stammen bis auf einen alle aus Tamil Nadu im Süden Indiens. Die Frage was sie hier in den Norden verschlagen hat ist schnell beantwortet, „Wir wollten Missionare werden!“

Wenn wir an Missionare denken, dann kommt uns das Bild des Europäers in den Kopf, der sich in die Fremde wagt. Aber Missionar sein im eigenen Land? Wäre dann ein süddeutscher Priester in einer ostdeutschen Diözese auch ein Missionar?

Zu letzterem, ja auch in gewissem Maß, dazu jedoch später mehr. Indien ist ein riesiges Land und dadurch auch kulturell komplett verschieden. So war Indien vor der britischen Kolonialherrschaft nie ein zusammenhängender Staat sondern stets geteilt in Fürstentümer.

Zusätzlich erfuhr der Süden Indiens große Einflüsse durch die Portugiesen und später die Briten. Deshalb konnte hier auch das Christentum stark Fuß fassen. Auch gab es schon in früher Zeit die Thomaschristen auf dem Gebiet Tamil Nadus und Kerala. Diese gründen auf den Apostel Thomas, der, der Legende nach Indien missionierte. Kommunen wie Goa haben bis heute eine vermehrt katholische Bevölkerung. Dementsprechend ist die Kirche in diesem Teil des Landes verhältnismäßig gut situiert.

Unsere ständigen Missionare hier in Baghmara, v. l. Fr. Robinson, Fr. Damian, Fr. Jacob und Fr. Lazar. Bis auf Father Damian, der aus Jharkhand nur einige 100km südlich von uns kommt, stammen alle aus Tamil Nadu im Süden Indiens.

Hier im Norden sind Christen die absolute Minderheit. Der Wikipedia Artikel von Bihar drückt es so aus:

Übrige Religionen sind mit einem Anteil von 0,4 Prozent praktisch nicht präsent.

Wikipedia, Religionen in Bihar.

Was treibt nun diese Männer an, ihre angenehmen Verhältnisse, ihre Familie und Freunde hinter sich zulassen und das Leben eines Missionars auf sich zunehmen.

Das hat ganz klar mehrere Gründe, die wir im Gespräch mit unseren Fathers erfahren und heraushören konnten.

Zum einen ist es der Zauber des Anfangs, wie ihn schon Hesse beschreibt. Als Missionar geht es darum zu bauen, zu schaffen, zu gestalten.

So kam unser Superior, Father Innasy Lazar vor knapp 40 Jahren als neugeweihter Priester in den Norden Indiens. Damals gab es hier in der Umgebung nur wenige Einrichtungen und Häuser der Jesuiten. So erzählte er mir, dass er in seiner Anfangszeit hier in einer kleinen Hütte hauste.

Heute schaut er auf eine stattliche Jesuitenresidenz und eine Schule für 600 Schülerinnen und Schüler. In dieser beeindruckend Arbeit kann man sich einbringen, man kann planen und Gutes tun. Und der Aufbau von solchen Institutionen und Einrichtungen gehört noch lange nicht der Vergangenheit an. Immer noch werden neue Schulen gebaut, Missionshäuser errichtet. So kriegen wir auch hier mit wie beispielsweise der Bau eines eigenen Gebäudes für unser Hostel durchgerechnet wird und Angebote eingeholt werden.

Ein anderer Punkt ist der vollkommene Einsatz für das Evangeliums. Das Evangelium ist die frohe Botschaft. Diese frohe Botschaft will erzählt werden, will weitergegeben werden. Denn sie bringt Licht in die Finsternis unserer Leben und unserer Welt, so glaube zumindest ich. Jesus wünscht sich eine solche Verkündigung, denn sonst wären die Berichte der Evangelisten bestimmt nicht voll damit, sonst hätte Jesus nicht explizit die 12 Jünger gesandt.

Mit dem vorherigen Punkt in gewissem Maß verknüpft, aber doch nochmal ganz eigen ist die radikale Nachfolge Jesu. Jesuiten verstehen sich mit ihren Lebensform, ohne Besitz schon seit ihrem Beginn als Jünger, als Gefährten Jesu. Das Leben der Missionare hier vor Ort folgt meiner an Sicht nach jedoch noch viel mehr dem Wort und Bild Jesus von Nazareths.

Jesus lebte in absoluter Besitzlosigkeit. So sagt er in Matthäus 8,20 sogar, dass der Menschensohn nicht mal einen Ort hat, seinen Kopf niederzulegen. Ganz so wörtlich darf man dies natürlich nicht nehmen, ohne sich in eine weltfremden Utopie zu denken. Natürlich leben unsere Missionare heute in einem Steinhaus, haben ein Bett und einen Computer im Haus. Der Eigenbesitz beschränkt sich wie bei allen Jesuiten jedoch auf einige persönliche Besitztümer. Und das eben benannte Steinhaus mit Bett und Computer besitzt auch nicht jeder Missionar. Ganz im Gegenteil der Anfang einer neuen Missionsarbeit beginnt oft irgendwo im nirgendwo.

Unsere Jesuitenresidenz hier in Baghmara. Mittlerweile ein durchaus stattliches Anwesen, doch gerade mal 11 Jahre alt.

Jesus ging aktiv auf die Benachteiligten und Ausgeschlossenen zu. Ebenso handeln auch unsere Missionare. In der Arbeit mit den Tribals, hier in Baghmara mit der Bildung ihrer Kinder, begegnen sie Menschen auf Augenhöhe, die sonst gesamtgesellschaftlich in Indien wenig bis Garnichts zu sagen haben, die in Armut leben und meist nicht mehr haben als das täglich Brot, was auch hart erarbeitet hat.

Die Kranken und Ausgeschlossenen heilt Jesus mit der Kraft seiner Liebe. Missionare schenken den Menschen Zeit. Zeit im Gespräch und Zeit in der Planung neue Wege zu finden, ihre Lebenssituation zu verbessern. Sie schenken ihre Arbeitskraft und Leidenschaft.

Jedoch erlebte Jesus in seinem Leben auch massiv Ablehnung. Den Missionaren geht es genau so. In einem Land in dem der Hinduismus mit der Kultur gleich gesetzt wird, haben Minderheiten kaum Platz. Während die Situation hier in Purnea entspannt ist, stehen Missionare an anderen Orten heftig in der Kritik, nur an der Konversion von Hindus interessiert zu sein. So wurde beispielsweise in der vergangenen Woche eine Kirche in einem Nachbarbezirk angezündet. Vor einiger Zeit ein katholischer Priester in Bihar ermordet. Beide Verbrechen waren wohl politisch motiviert. Solche Taten trotz immensem caritativem Einsatz dieser Frauen und Männer. Sichtlich bedrückt erklärte mir Father Lazar auch, dass viele der gegenwärtigen Politiker an Missionsschulen und Universitäten ausgebildet wurden. Die Politiker auf deren Agenda steht aus Indien einen hinduistischen Gottesstaat zu machen.

Missionare sind Menschen. Oft kommt noch die Komponente des eigenen Unvermögens hinzu. Beispielsweise wenn Projekte aufgrund fehlender finanzieller Mittel nicht in die Tat umgesetzt werden können und so den Bitten der Einheimischen nicht entsprochen werden kann. Auch Missverständnisse mit den Einheimischen können schwer lasten. Hier ist es allein der Glaube, der einen weitergehen lässt. Wie ich bei unseren Fathers gespürt habe ist es die Hoffnung in die göttliche Vorsehung in der wir alle aufgehoben sind.

Viele kirchliche Institutionen und Ordensgemeinschaften betiteln ihren Freiwilligendienst mit „MaZ“ Missionar auf Zeit. Jesuit Volunteers tut dies nicht direkt, zumindest nicht offiziell. Trotzdem fühle ich mich hier als Missionar.

Mission kommt vom lateinischen Wort Missio, was Sendung bedeutet. Es ist Jesus, der seine Jünger und damit auch uns sendet. Missionar sein heißt für mich Glaubenszeuge sein. Das wiederum heißt durch meinen Lebensstil und meine Art zu leben anderen Menschen zu zeigen, dass ich Christ bin und es mein Leben bereichert. Mein Glaube soll sich wiederspiegeln in meinen Taten und Werken, ganz gleich ob in der Schule, im Hostel oder im Garten, in meinen Entscheidungen und meinen Umgang mit anderen Menschen, unabhängig von Herkunft, Religionszugehörigkeit, Kaste, etc. Denn in all diesen Momenten, Arbeiten, Begegnungen ist Gott zu finden, davon bin ich genau wie der Gründer der Jesuiten, Ignatius von Loyola überzeugt. Kurzum gesagt mein Handeln soll auf dem Wort und der Lehre Jesu fußen. Im ersten Petrusbrief bringt es der Verfasser sehr gut auf den Punkt:

Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt.“

1. Petrus 3, 15

Es geht es nicht darum in jeder Minute von Jesus zu erzählen oder in hier konkret in meiner Einsatzstelle abfällig über den Glauben der Kinder zu sprechen. Es geht darum, dass wenn ich nach meinem Glauben gefragt werde in aller Geduld, Liebe und Überzeugung zu antworten. Diese Momente sind dann wiederum meist bleibend, beispielsweise wenn man von einem Kind gefragt wird, warum man Jesus denn nicht sehen kann und es nach einfacher Erklärung dann schließt, dass sein verstorbener Opa auch bei ihm sein muss.

„Getauft und gesandt“ heißt das Motto des Missionsmonat. In der Taufe sind wir hineingenommen in die Kirche als Gemeinschaft des Glaubens. Glaube lebt aus Gemeinschaft und ohne sie kann er oft nicht viel bewirken. Für viele von uns beginnt mit der Taufe eine erfahrbare Gottesbeziehung. Durch die Taufe ergeht der Sendungsauftrag den Jesus nach seiner Auferstehung an die Jünger richtet auch an uns. „Wie der Vater mich gesandt hat, so sende ich euch.“ Gesendet die Freude des Glaubens und des Evangeliums hinauszutragen in die Welt.

Missio ad gentes, Sendung zu den Völkern. Als Christen sind wir wie oben erklärt durch die Taufe gesendet. Missio ad gentes unterstreicht dies nochmal, Sendung zu allen Völkern. Ich bin hier und zeuge von meinem Glauben in meiner Begegnung mit anderen Menschen, in meiner Arbeit in der ich versuche nach christlicher Moral zu handeln, in meinen Antworten.

Glaube sieht überall anders aus, hier in Indien beispielsweise werden fast alle größeren Gottesdienste und Festtage von liturgischem Tanz begleitet. Die Botschaft Jesu jedoch verbindet, sie ist an alle Menschen gerichtet.

Mission heißt aber nicht, dass wir uns alle aufmachen müssen um unser Glaubenszeugnis in den alten Missionsgebieten abzugeben. Mission spielt sich in genau dem Umfeld ab, in dem ich mich befinden. Auch in Deutschland gibt es viele Momente, in denen wir aufgerufen sind wie oben beschrieben von unserem Glauben zu zeugen und somit missionarisch zu handeln.

Zum Schluss nun die Antwort auf die Frage, wie kann Mission beflügeln. Ich habe in meiner Zeit hier bereits erlebt, dass der Glaube für viele Menschen identitätsstiftend und stärkend wirkt. Egal ob ein indischer Lehrer oder ein Tribal Member, die Menschen leben hier in anderen Lebensrealitäten als in Deutschland, ganz klar. Hier habe ich bei einigen Menschen erfahren, dass für sie der Glaube Stütze ist und dass sie fest in ihrem Glauben sind, dass Jesus sie auch durch alle schweren Zeiten begleitet.

Am Sonntag den 20. Oktober haben wir den Weltmissionssonntag in unserer Kathedrale in Purnea gefeiert. Hier wurde mir bewusst wie groß die Missionsarbeit hier in der Umgebung ist. Zum feierlichen Gottesdienst waren dutzende Missionare und Missionarinnen gekommen. Zusätzlich auch einige Hundert Schüler der Missionsschulen. Vor allem in diesem Bereich sind viele Ordensfrauen und Männer tätig. Im Anschluss daran wurde auf dem Gelände ein kleiner Markt veranstaltet. So verkauften wir mit unseren Lehrern Momos, die wir am Abend zuvor vorbereitet hatten.

In der ausgelassenen Stimmung, die sowohl bei der Vorbereitung, als auch dann beim Missionsfest herrschte, wurde mir deutlich, dass der Glaube und das Evangelium wirklich Freude in das Leben vieler Menschen hier bringt. So glaube ich auch, dass unsere Schüler allein durch die Impulse, die sie hier an der St. Xavier School vermittelt bekommen, viel Gutes ziehen können.

Diese missionarische Grundhaltung ist was Flügel verleiht. Mit anderen Gläubigen wird man darin bestärkt, mit Andersgläubigen erhält man neue Denkanstöße. Auch aus mancher Ablehnung erwächst auf lange Sicht hin Segen. Und immer haben wir die Zusage Jesu: „Ich bin bei euch, alle Tage bis zum Ende der Welt.“

Christus Statue auf dem Dach unseres Hauses, seine Arme sind offen.

Darjeeling, the Queen of Hills und noch weiter

Über den Dächern Darjeelings, Ausblick vom Wohnzimmer der Jesuitenresidenz aus.

Ein kurzer Überblick über meinen ersten Urlaub hier in Indien.

Der 05. Oktober war der Tag, auf den Florian und ich schon Wochen hin fieberten. An diesem Tag begann dieses Jahr nämlich die Puja Holiday, was eine Woche Ferien für die Kinder und Urlaub für uns Lehrer bedeutete.

Die drei Wochen davor waren sowohl für die Kinder als auch für uns sehr Zeit intensiv. Es standen Semesterexamen an. In Indien werden nicht wie bei uns in Deutschland Klassenarbeiten geschrieben, welche die Noten für die Schüler bilden sondern Klausuren am Ende des Halbjahres.

In diesen drei Wochen schrieben die Kinder im Regelfall täglich eine Prüfung, in allen Fächern. Das ist für die Kinder ein großer Lernaufwand, da hierbei das gesamte vermittelte Wissen eines halben Jahres abgefragt wurde.

Auch für mich war es eine anstrengende Zeit. Ich unterrichte die dritte Klasse sowohl in Englisch Literature, als auch in Englisch Grammatik. Deshalb musste ich sie in diesen zwei Fächern ausreichend vorbereiten.

Ich investierte viel Arbeit in die Unterrichtsvorbereitung um die vielen Lücken die bei meinen Schülern noch vorhanden waren zu füllen.Manchmal trieben mich auch die Wiederholungsstunden zur Weißglut, beispielsweise wenn man zum hundertsten Mal den Satzbau erklärt hatte, mancher Schüler jedoch immer noch nicht in der Lage war einige Wörter in die richtige Reihenfolge zu bringen.

Jedoch hatte ich am Ende ein gutes Gefühl für meine Klasse. Auch musste ich die Prüfung für meine Klasse vorbereiten. Eine große Verantwortung für einen 19 Jährigen Abiturienten. Da ich jedoch mit dem Lehrplan sowie dem Buch schon gut vertraut war, stellte es für mich kein großes Problem dar. Nur einige Formfehler waren mir passiert, die jedoch nach kurzer Besprechung mit Father Jacob schnell gelöst werden konnten, bevor die Prüfungen gedruckt wurden.

In der Konsequenz musste ich auch die Prüfungen korrigieren. Zu den zwei von mir erarbeiteten Examen kam noch das Englisch Diktat dazu. Insgesamt 195 Prüfungen. Ich muss ehrlich zugeben, als Schüler habe ich die Korrekturarbeit von Lehrern nie wertgeschätzt. Im Gegenteil ich gehörte immer zu der Fraktion Schüler die genervt waren, wenn Klausuren nicht eine Woche später korrigiert auf meinem Tisch lagen.

Selbst die Korrektur dieser Grundschulprüfungen war extrem Zeitintensiv. In Summe etwa 5 Tage an denen ich in fast jeder freien Minute gearbeitet habe.

Der dicke Stoß von Examen begleitete mich auf Schritt und Tritt, bis ich ihn kurz vor Ferienbeginn korrigiert meiner Schulleiterin abgeben konnte.

Auch die Morgen waren straff getaktet. Ich hatte bis auf zwei Tagen Aufsicht. Um alles kurz zusammen zufassen, unser Urlaub war verdient.

Bereits im September hatten wir mit unserer Mitfreiwilligen Lara, die in Darjeeling in einem Kindergarten arbeitet, besprochen Sie in der Puja Woche zu besuchen und mit ihr zusammen Urlaub zu machen.

Darjeeling befindet sich im Norden des Bundestaates Westbengalen. Einst Kurort der britischen Kolonialherren ist die auf 2000 Meter gelegene Stadt im vorderen Himalaya weltweit für ihren Tee bekannt. Der Herkunftsort des „Champagners unter den Teesorten“ ist auch schon seit je her Touristenhochburg für Inder wie auch Ausländer.

Im Gebiet um Darjeeling haben wir einige Mitfreiwillige, die sich natürlich unserem Besuch und Urlaub anschlossen.

So kam noch Luis dazu, welcher ebenfalls als Grundschullehrer in einem kleinen Dorf 2 Stunden von Darjeeling tätig ist, sowie Theresa die in Kalimpong an einer Schule mit Schwerpunkt Musik arbeitet.

Letzterer schloss sich noch ihre Mitfreiwillige Helene an, die mit ihr zusammen an der Gandhi Ashram School ist und vom Bistum Osnabrück entsandt wurde. Wiederum kamen von ihr die Freiwilligen Hannes und Leon aus der Nähe von Kalkutta hinzu. Diese zwei hatten Florian und ich schon in den ersten Tagen in Indien kennengelernt.

Unsere kleine Reisegruppe ist relativ groß geworden. Wer mitgezählt hat kommt auf acht. Wir freuten uns schon sehr die altbekannten Gesichter wiederzusehen und gemeinsam Zeit zu verbringen.

Da bis auf Hannes, Leon, Florian und mich alle bereits mit der Region in Darjeeling bekannt waren entschlossen wir uns nach einigen Tagen weiter nach Sikkim zu reisen. Sikkim grenzt an China, Butan sowie Nepal und ist aufgrund seiner Natur wunderschön. Auch ist die Hauptstadt Gangtok ist kleiner und ruhiger als Darjeeling.

Für Father Jacob war der Urlaub kein Problem, da er in der Puja Woche selbst außer Haus auf Exerzitien war und wir so praktisch alleine in Baghmara gewesen wären.

Nun war endlich der 05.10. gekommen auf den wir so sehnsüchtig gewartet hatten. Um halb 5 morgens brachte uns unser Fahrer Pradeep nach Purnea, um dort den Bus nach Shiliguri zu nehmen. Letzteres ist Dreh- und Angelpunkt in West Bengalen.

Bereits auf dem Weg dorthin hatten wir uns hier mit Hannes und Leon verabredet, um mit ihnen zusammen per Taxi den zweiten Abschnitt unserer Reise zu begehen.

Aufgrund eines massiven Staus in dem die zwei Osnabrücker Freiwillige steckten, verzögerte sich unsere Abfahrt in Shiliguri um weitere zwei Stunden. Florian und ich warteten am Bahnhof.

Der Toy Train in Shiliguri. Dieser Schmalspurzug verbindet seit über 120 Jahren die Stadt mit Darjeeling. Jedoch wird er heute meistens mit Diesel betrieben.

Als wir dann endlich zusammen waren begann der Aufstieg nach Darjeeling. Unterwegs legten wir circa 1900 Höhenmeter, bei atemberaubender Aussicht zurück. Während der Großteil der Fahrt problemlos verlief, kamen wir auf den letzten 10km in einen massiven Stau und brauchten für diesen wirklich allerletzten Teil der Strecke mehr als 2 Stunden. Es ist schon wahr, in Indien lernt man Geduld und Gelassenheit. Jedoch kann ich nur auf die herrliche Landschaft hinweisen. Man legt die Strecke in Serpentinen zurück, durch kleine Dörfer und vorbei an Wasserfällen, Steilhängen und Teefeldern. Absolut einmalig.

Blick auf die Straße. Zwischen den Serpentinen, an den Steilhängen befinden sich die Teegärten.

In Darjeeling angekommen begrüßte uns Lara am Taxistand und führte uns in das praktisch daneben gelegene Hayden Hall, in der wir die nächsten Nächte übernachteten.

Hayden Hall ist ein großes Projekt der Jesuitenprovinz Darjeeling. Es beinhaltet neben dem Kindergarten auch eine Abendschule, eine Näherei für Frauen sowie einen Laden in dem die Produkte der Näherei verkauft werden. Außerdem unterstützt es auch viele Projekte in den Dörfern um Darjeeling, wie beispielsweise die Infant Jesus School an der Luis arbeitet.

Als wir dann nach der langen Reise endlich alle zusammen gekommen waren feierten wir das mit einem Bier. Da in unserem Bundestatt Bihar ein striktes Alkoholverbot herrscht, war es für Florian und mich purer Genuss.

Die Tage in Darjeeling kann man als ruhig beschreiben. Wir machten keine großen Touren sondern schauten uns entspannt einige der schönen Plätze der Stadt an.

Die Hayden Hall, in der wir unsere Nächte in Darjeeling verbrachten. Die Vielfalt dieses Projekts der Jesuiten ist sehr beeindruckend.

Darjeeling, welches bedingt durch die Feiertage sehr überfüllt war gefiel mir auf Anhieb. Das ständige auf und ab in der hügeligen Stadt erinnerte mich sehr an zu Hause. Die Stadt weist von ihrer Architektur noch sehr stark auf ihre koloniale Geschichte hin und hat somit einen recht westlichen Flair. Natürlich besitzt sie aber auch typisch indische Plätze.

An einem der ersten Tage besuchten wir den Local Market, der eben so ein typisch indischer Spot ist. Der Local Market ist ein teilweise überdachter Marktplatz durch den schmale Gassen vorbei an kleinen Geschäften führen. Dieser Markt auf dem man von Kleidung bis hin zu Gemüse alles bekommen kann hat einen ganz besonderen Charme. Die winzigen Geschäfte in denen die Händler im Regelfall sitzen sowie die schmalen Gässchen haben mir sehr gefallen.

Als starker Kontrast dazu waren wir auch in der Shopping Mall der Stadt um einige Besorgungen zu erledigen.

Unterwegs auf dem Local Market, von Klamotten bis Gemüse alles erhältlich

An einem weiteren Tag gingen wir zu den Botanical Gardens. Hier konnte man etwas Ruhe finden und aus der menschenüberfüllten Stadt ausbrechen. Im Anschluss gingen wir weiter zur Immaculate Conception Cathedral, die Kathedralkirche der Diözese. Auf dem gleichen Gelände befindet sich auch die Loreto School. 1846 gegründet, ist sie eine der ältesten Schulen Darjeelings.

Leider war die Kathedrale geschlossen und wir konnten sie nur von außen betrachten. Trotzdem war es für mich interessant ein Kirchengebäude zu sehen, was wirklich danach aussieht. Neben der Kathedrale in Purnea, befinden sich bei uns alle Kirchen in Konventen oder Häusern. Also augenscheinlich nicht als Kirche zu erkennen.

Als kurzes Fazit kann ich sagen, dass mir die Stadt sehr gefallen hat. Die gute Luft, die schöne Architektur zeichnen die Stadt aus und die Blicke ins Tal (die wir leider nicht in vollem Maß erleben konnten, da es immer bewölkt war) sind einfach nur unbeschreiblich.

Am 08. fuhren wir dann wieder per Taxi weiter nach Gangtok, in die Hauptstadt Sikkims. Da wir bereits um halb 7 versuchten zu fahren musste am Abend davor noch gepackt und Vesper für die Fahrt gerichtet werden.

Als wir um halb 8 dann ein Taxi bekommen hatten ging die Fahrt los hinab von 2000 Meter auf 1600 und vorbei an Wäldern und einem malerischen Fluss. Vor der Einreise in den Bundestaat mussten wir noch kurz an der Grenze halt machen um eine Genehmigung einzuholen. Dies ist für Touristen jedoch kein Problem und nach halbstündiger Pause konnten wir weiterreisen.

Die Grenznähe ist in Sikkim aber auch rund um Darjeeling sehr stark spürbar. Alle paar Minuten sieht man Militärlastwägen auf den Straßen und auch schon auf dem Weg von Shiliguri nach Darjeeling passiert man viele Kasernen, Militärflugplätze und Offiziersschulen.

In Gangtok angekommen konnten wir erstmal feststellen, dass es aufgrund des Höhenunterschieds deutlich wärmer ist. Vom Taxistand war es noch ein Weg von 1,5km bis zum Hotel. Wir entschlossen uns trotz Höhenanstiegs von 200m zu laufen. Luis und ich zogen es vor der Route zu folgen die Maps uns anzeigte, während unsere Mitfreiwilligen einen anderen Weg wählten.

So kraxelten wir einen schmalen Grat hinauf, vorbei an Häusern im Rohbau und dichtem Bambus. Kurz vor Ende balancierten wir einen dünnen Bambussteg entlang bevor wir im Hinterhof eines Hauses wieder aus dem „Dschungel“ herauskamen.

Unterwegs in herrlicher Naturkulisse. Der Weg durch diesen „Dschungel“ führte uns im Endeffekt zum Hotel.

Im Hotel angekommen stellten wir fest, dass wir den besten Weg genommen hatten, wir waren nämlich die ersten.

Im Hotel gab es einige Probleme. So gab es eine Verwechslung und statt einem Vier- und einem Dreibettzimmer bekamen wir nur drei Doppelzimmer. Nach einigen Diskussionen räumten die Mitarbeiter jedoch den Fehler ein versprachen uns dafür keine Kosten für das Frühstück zu erheben und uns am nächsten Tag die passende Zimmeranzahl zu geben.

Ansonsten waren wir mit dem Hotel relativ zu Frieden. Die Zimmer waren dem Preis entsprechend und beim Frühstück scheuten die Mitarbeiter keine Mühen es uns recht zu machen.

Nach kurzer Pause schauten wir uns den MG Market an. Diese Fußgängerzone bildet den Mittelpunkt der Stadt Gangtok. Rechts und links der Straße finden sich allerlei Geschäfte, Restaurants, Bars. Letzteres noch häufiger als in Darjeeling, da es in Sikkim keine Alkoholsteuer gibt, weshalb selbst importierte Spirituosen kostengünstig erhältlich sind.

Der MG Market ist die Haupteinkaufsstraße in Gangtok. Beim Durchlaufen kann man fast meinen, man befinde sich in Europa.

Am nachfolgenden Tag besuchten wir morgens den bekannten Wasserfallpark der Stadt. Hier konnten man den beeindruckenden Wasserfall bestaunen, in dessen Auslauf man auch stehen konnte. Im Gegensatz zur Google Bewertung war es auch hier verhältnismäßig ruhig und vor allem eins: sauber. Das Indien ein gigantisches Müllproblem hat sollte hinlänglich bekannt sein. Deshalb empfand ich es wirklich als toll, mal wieder ein fließendes Gewässer zu sehen, was kein reines Müllrinnsal ist.

Der Weg zurück war etwas abenteuerlich. Da der Park mehr als 5km entfernt war fuhren wir mit dem Taxi dorthin. Etwas verwirrt baten wir den Fahrer für eine „oneway“ Fahrt, nachdem der uns gefragt hatte, ob er uns hin und zurück bringen soll. Es stellte sich heraus, dass vom Waterfallpark keine Taxis zurückfuhren, zumindest keine regulären. So liefen wir ein Teil der Strecke, trampten und fanden nach einigen Kilometern auch ein Taxi, dass uns zurück nach Gangtok MG Market brachte.

Am Nachmittag besuchten wir das Chorten Monastery. Dieses buddhistische Kloster teilt sich den Ort mit dem Institut für Tibetologie. Beim Kloster angekommen kam uns schon eine große Anzahl von Mönchen entgegen. Kennzeichnend für die Klöster sind die aufgehängten Gebetsmühlen. Diese werden von den Gläubigen andächtig gedreht. Die darauf geschriebenen Mantras sollen dem Drehenden Ruhe und Gelassenheit verschaffen.

Gebetsmühlen im Chorten Monastery. Unauffällig konnte ich einen Gläubigen beobachten, wie er andächtig die Rollen nacheinander drehte, während er ein Mantra wiederholte.

Auch am nächsten Tag zog es uns wieder in ein Kloster. Diesmal wanderten wir zum Enchey Monastery, welches Ende des 19. Jahrhunderts errichtet wurde. Hier konnten wir einem buddhistischen „Gottesdienst“ beiwohnen. Trotz meines grundlegenden Verständnisses des Buddhismus, konnte ich den Riten der Mönche natürlich nicht folgen und beobachtete das Spiel aus Mantras, Musik und Speiseopfern andächtig.

Das Enchey Monastery wurde über die Jahre schon oft Opfer von Erdbeben, weshalb wir auch sehen konnten, dass einige Gebäude in Renovation oder Wiederaufbau waren.

Auf dem Rückweg schlugen wir eine andere Route ein. So wanderten wir durch Bergdörfer zurück nach Gangtok. Sehr eindrücklich waren die vielerorts aufgehängten Gebetstücher. Auf diesen bunten Stofftüchern schreiben buddhistische Gläubige ihre Bitten nieder. Durch das Aufhängen, wird sich erhofft, dass die Gebete so im Wind verwehen.

Aufgehängte Gebetstücher in einem kleinen sikkimesischen Bergdorf.

Und schon war unser letzter Abend in Gangtok gekommen. Nach einem guten Abendessen verbrachten wir noch einige gemütliche Stunden zusammen im Hotel

Am Nächsten Morgen trennten sich dann unsere Wege. Lara und Luis brachen auf zurück nach Darjeeling. Helene wieder nach Kalimpong. Hannes, Leon, Florian und ich machten uns auf den Weg nach Shiliguri. Von hier aus würden die ersten beiden zurück nach Kalkutta fahren, während wir mit dem Bus am nächsten Tag wieder zurück nach Purnea gehen würden.

Die vor uns liegende Nacht von Freitag auf Samstag verbrachten wir in einem Hotel. Eine unserer Lehrerinnen aus Baghmara, die die Ferien bei ihrer Familie in Shiliguri verbracht hatte organisierte uns ein Zimmer, holte uns am Taxistand ab und brachte uns dorthin.

Am Abend lud sie uns zu sich nach Hause ein und wir wurden erneut Zeuge indischer Gastfreundschaft. Unsere Lehrerin kam wieder zu unserem Hotel um uns abzuholen und uns zu ihrem Haus zu führen. Dort angekommen erhielten wir die Aufforderung, die uns fast täglich begleitet: „Please sit.“

Während wir bequem im Wohnzimmer der Familie saßen, bereitete Sie alles für uns vor und kredenzte uns sogar ein Bier, was Sie extra für uns gekauft hatte. Währenddessen setzte sich Ihr Vater zu uns, mit dem wir uns trotz seines gebrochenen Englisch nett unterhielten.

Erster Gang waren Momos. Diese mit Geflügel und Gemüse gefüllten Teigtaschen sind vergleichbar zu unseren Maultaschen. Den Hauptgang bildete fritiertes Hühnchen an Erdnusssoße. Es war das beste Fleisch, dass ich bisher in Indien gegessen hatte. Danach ließen Florian und ich unseren letzten Urlaubstag mit Ihr bei netten Gesprächen ausklingen.

Momos, hier nicht bei unserer Lehrerin sondern noch in Darjeeling sind Teigtaschen, die geschmacklich unseren Maultaschen sehr ähnlich sind.

Am nächsten Tag machte sich die gute Frau abermals die Mühe uns abzuholen, zum Busbahnhof zu bringen und uns den Fahrschein zu kaufen. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich immer noch überwältigt davon bin, wie liebevoll Sie sich um uns gekümmert hatte, ohne irgendwelche Mühen zu scheuen.

Um 12.00 Uhr saßen wir dann im Bus nach Purnea, welches wir um 17.00 Uhr erreichten. Zurück in Baghmara begrüßten uns Father Damian und Father Robinson herzlich. Father Jacob und Father Lazar erreichten Baghmara erst am nächsten Tag.

Am Abend feierten Father Robin, Florian und ich gemeinsam die heilige Messe, voller Dankbarkeit für das Erlebte. Im Anschluss saßen wir noch lang mit den Fathers zusammen am Esstisch und erzählten von unseren Erlebnissen.

Auch jetzt bin ich noch extrem dankbar, die Chance gehabt zuhaben, die Woche Urlaub in Darjeeling und Gangtok zu verbringen. Zum Einen, weil es trotz viel Programm entspannend war und man wieder Kraft tanken konnte für das Kommende. Auch die Ausgelassenheit die unter uns Freiwilligen herrschte und der Austausch, über Einsatzstelle, Lebensstandard und weiteres.

Zum anderen bin ich auch dankbar, weil mir der Urlaub die Augen geöffnet hat. Bihar ist der ärmste Bundesstaat Indiens. Dies fällt in Purnea und Umgebung jedoch nur geringfügig ins Auge, da kaum Arbeitslosigkeit herrscht. Die Menschen verdienen sich im Primärsektor mit ihrer Landwirtschaft und im Tertiärsektor vornehmlich das nötigste zum Leben. Sie stillen ihre Grundbedürfnisse.

Im Vergleich zu Westbengalen oder Sikkim ist der Unterschied jedoch immens. Es fängt damit an, dass man sich dort problemlos auf der Straße auf Englisch verständigen kann. Dies ist zumindest in Purnea aufgrund fehlender Bildung im Großteil der Bevölkerung schlichtweg nicht möglich.

Man sieht es an den Behausungen. Diese sind wesentlich stattlicher und nicht so desolat wie bei uns. Auch der Müll scheint besser entsorgt zu werden, wobei dies natürlich auch dem Tourismus geschuldet ist.

Alles in Allem bin ich sehr dankbar für diesen Urlaub, vor allem für die Erfahrungen und Begegnungen, die ich machen durfte.

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Unsere Reisegruppe auf dem Weg zum Enchey Kloster.

Mein Alltag in Baghmara

Hier mit ein paar Hostelboys der St. Xavier´s School

In letzter Zeit fragen mich viele, ob ich denn jetzt so richtig in Indien angekommen bin. Die Antwort darauf ist ganz kurz: „Ja“ Zur schnellen Eingewöhnung hat neben den Menschen die mir dabei geholfen haben, auch massiv der Alltag gehört.

Oft wird Alltag als Trott bezeichnet, dem wir gerne entfliehen, wenn es möglich ist. Für mich ist der Alltag im Moment in keiner Weise negativ behaftet, sondern wie oben beschrieben sehr förderlich.

Auch wenn sich mein jetziger Tagesablauf in der kommenden Zeit wahrscheinlich nochmal gehörig ändern wird, möchte ich ihn gerne schildern um einen besseren Einblick in mein Leben hier zu ermöglichen.

Der Beginn des Tages hängt davon ab ob Father Robinson, der Leiter des Hostels im Haus ist, oder es schon früh verlässt um außerhalb Messe zu feiern.

Wenn er außerhalb ist beginnt mein Tag um 5.00 Uhr Morgens. Nach aufstehen und kurzer Dusche gehen Florian und ich anschließend um kurz vor halb 6 ins Hostel. Dort holen wir die Jungs zur „Loud Reading“ ab.

In dieser Zeit sind die Jungs angehalten laut zu lesen und dabei über den Schulhof zu gehen. Sinn und Zweck des ganzen ist es, die Jungs fähig zu machen, sich auch schon früh Morgens zu konzentrieren und immer mehr ins Englischsprechen rein zu kommen.

Unsere Aufgabe ist hierbei, die Kinder zu beaufsichtigen und wenn etwaige Fragen zu Wörtern oder Aussprache entstehen zu helfen. Die Schwierigkeit bei dieser Aufgabe besteht darin, die Jungs wirklich am Lesen zu halten. Viele nutzen die Zeit um einen entspannten Schwatz mit ihren Freunden zu halten. Dies machen sie manchmal sogar so offensichtlich, in dem sie einfach als Gruppe zusammen stehen.

So sieht die Loud Reading am frühen Morgen in Baghmara aus.

Wenn das passiert, halten wir sie an weiter zu lesen, oder uns vorzulesen. Ohne eine Aufsicht wäre die Zeit für die Meisten kurz um gesagt für die Katz.

Um 6.15 laufen wir dann mit den Hostelboys rüber in die Kapelle. Wo im Anschluss daran Messe gefeiert wird. Falls wir nicht zur Loud Reading müssen, beginnt unser Tag mit eben diesem Gottesdienst.

Diese ist manchmal etwas anstrengend, vor allem wenn man schlecht geschlafen hat und infolgedessen etwas verträumt darin sitzt und über vieles andere sinniert, als über das Wesentliche, was vor einem passiert.

Nichts desto trotz habe ich die morgendliche Messe hier bereits für mich als Kraftquelle für den neuen Tag entdeckt. Jeder Father gestaltet sie auf seine eigene Weise, was jede Woche etwas Abwechslung in sich birgt. Auffällig ist wirklich dass hier in Indien allgemein viel mehr auf Gestik geachtet wird als bei uns.

Oft fällt mir nach der Messe dann die Trefflichkeit der einen oder anderen Geste ein.

Unsere Hauskapelle, in der wie uns jeden Morgen mit den Hostelboys zur Messe treffen

Danach direkt Frühstück. Hier wird nicht etwa Brot zum Frühstück gegessen, sondern Chapati. Dieses weiche Fladenbrot liebe ich schon seit dem ersten Tag. Im Regelfall esse ich morgens zwei, eins mit Marmelade, eins mit Omelet.

Nach dem Frühstück ist nicht mehr viel Zeit. Es heißt noch Zähne putzen und sich die indische Herrentracht, welche aus Stoffhose und Hemd besteht, anzulegen und um kurz vor halb 8 den Weg zur Schule anzutreten.

Hier stehen schon alle Schüler in Reih und Glied und warten auf den Beginn der Assembly. Allein über diese wäre es durchaus Wert einen ganzen Artikel zu Schreiben. Hier mal eine kurze Zusammenfassung:

Neben den aufgereihten circa 800 Schülern, stehen zusätzlich noch circa 30 auf der Tribüne vor dem Gebäude. Ebenfalls dort, die Schulleiter Father Jacob und Sister Pauline.

Ein Schrei ertönt: „It´s School, Attention!“ Ein Schüler beginnt mit diesem Ruf die Assembly, alle Schüler stehen auf seine Anweisung still gestanden. Im Anschluss wird ein Gebet gesprochen, so wie alle kommenden Programmpunkte täglich von einem anderen Schüler, einer anderen Schülerin.

Auf das Gebet folgt der Eid. Alle erheben die rechte Hand und versprechen, dass sie ihrer Nation dienen wollen. Stolz auf ihr kulturelles Erbe sind und brüderlich für den Fortschritt, Gerechtigkeit und Frieden einstehen. Im Anschluss ertönt die Nationalhymne aus der Dose, während jeder lauthals mit einstimmt.

Nach diesem patriotischen Akt kriegen alle die Anweisung: „Rührt euch!“ Die Nachrichten des Tages, von wieder anderen Schülern recherchiert werden vorgetragen. Dies finde ich wirklich toll. Es folgt dem Ideal der Schule, aus ihren Schülern mündige und aufgeklärte Bürger zu machen.

Daran knüpft jeden Tag ein anderer Programmpunkt. Freitags führt die Theater AG ein kleines Stück auf, Samstags wird Gymnastik gemacht an einem anderen Tag ein Quiz veranstaltet.

Dieser Part der Assembly ist wirklich unterhaltsam. Man spürt ganz klar, dass dies keineswegs aufgezwungen ist, sondern die Schüler Spaß daran haben diese Punkte vorzubereiten und durchzuführen.

Nun ist die Assembly beinahe zu Ende. Father Jacob oder Sister Pauline halten noch eine kurze Ansprache. Meist sprechen sie den Schülern Motivation zu, sagen bspw. dass die Schüler zu allem fähig sind, wenn sie sich nur anstrengen, lernen und sich bei ihrer Arbeit konzentrieren. Aber auch Probleme werden angesprochen, wenn es welche gibt.

Nach dem Wunsch: „God bless you, have a nice day!“ der am Ende jeder Assembly Ansprache steht gehen die Schüler in den Unterricht. Ich gehe nochmal zurück ins Haus, da mein Unterricht erst eine Stunde später beginnt, während Florians erste Unterrichtsstunde bereits direkt im Anschluss an die Assembly startet.

Zur täglichen Assembly stehen alle militärisch aufgereiht vor dem Schulgebäude

Die Zeit nutze ich meist um nochmal etwas zu entspannen, die Tage beginnen ja stets früh.

Um 9.10 beginnt meine erste Stunde Englisch in der Klasse 3. Die dritte Klasse ist mit 65 Schülern die größte von allen und wenn man mit den Fathers oder den anderen Lehrern auf diese zu sprechen kommt, folgt immer der Ausspruch, dass es eine ungezogene Klasse sei.

Letzterem muss ich zustimmen. 65 Schüler in einem Zimmer sind extrem fordernd. Während ich einige sehr gute Schüler habe, die ordentlich Englisch sprechen und auch immer bemüht sind, stellen sich vor allem diejenigen quer die schlecht im Fach sind. Mit querstellen meine ich, dass diese permanent mit ihren Nachbarn reden, weder aufpassen noch mitschreiben und weiteres.

Frontalunterricht ist in Indien die Devise. An der Tafel werden Themen erklärt und Aufgaben gemeinsam korrigiert.

Eine Schwierigkeit die n0ch entsteht, ist die Art der Bestrafung.

Im Bundesstaat Bihar ist es, anders als mittlerweile in den meisten Teilen Indiens, noch völlig normal, dass die Schüler geschlagen werden. Ganz gleich ob Lehrer/in, Father/Sister oder Betreuer, wenn jemand sich nicht zu benehmen weiß bekommt er ein paar ordentliche Schläge mit dem Stock auf die Hände.

In fast jedem Zimmer liegt ein Stock oder Bambusstab auf dem Lehrerpult. Wenn die Schüler zu spät kommen, warten sie erst einmal unter der Tür mit offenen Händen und fragen ob sie herein kommen können. Die offenen Hände halten sie hin, um gegebenenfalls mit dem Stock draufzuhauen.

Die Kinder sind es gewöhnt und es ist die einzige Bestrafungsmöglichkeit die fruchtet. Denn vergebene Strafarbeiten werden von den Schülern schlichtweg nicht gemacht.

Selbstverständlich ist, dass wir nicht schlagen wollen. Denn wir wissen, es gibt andere, bessere Möglichkeiten Kinder auf ihre Fehler aufmerksam zu machen und zu bestrafen. Ich meine die Generation meiner Großeltern ist mit die letzte, die noch in der Schule geschlagen wurde.

Aber wir müssen auf das Fehlverhalten der Schüler eingehen. Father Lazar meinte im Gespräch zu mir, dass das Problem sei, dass die Kinder keine anderen Bestrafungsmethoden achten und fehlende Bestrafung nur dazu führe, dass sie einem auf der Nase herum tanzen. Wenn sie erst merken, dass die Volunteers sie nicht bestrafen, haben sie den Respekt vor uns direkt verloren. Father Lazar fügte hinzu, dass er das bei vielen Freiwilligen beobachtet hatte und der fehlende Respekt den Unterricht so massiv stört, dass es die Volunteers persönlich belastet. Selbstverständlich leidet natürlich auch die gesamte Klasse und vor allem die Schüler, die bemüht sind zu lernen unter den Störungen.

Diese Erklärung ist kein Freibrief für uns Kinder zu schlagen, die Fathers wissen zu gut, dass wir dazu nicht in der Lage sind. Aber wir sollen konsequent die Schüler einfach rausschicken, wenn sie sich nicht verhalten. Draußen kümmert sich dann meist ein vorbeigehender Lehrer um sie.

Das ist ein harter Brocken für uns, aber auch einer den wir nicht verändern können. Etwas tröstend für mich ist, dass die Konsequenz, die ich an den Tag legen muss, hilft das Unterrichtsklima zu verbessern und hoffentlich auch dem Einzelnen ein ungestörteres Lernen zu ermöglichen. Selbstverständlich auch dem Unruhestifter sein falsches Benehmen aufzuzeigen und ihn somit zu verbessern. Ich muss auch zugeben, dass ich bereits gespürt habe, dass eine größere Konsequenz die Atmosphäre im Klassenzimmer signifikant verbessert.

Auch ist der Unterricht sehr anstrengend, da ich oft schreien muss. Meist helfen nur zwei, drei Schläge auf den Tisch um die Gesamtklasse ruhig zu bekommen.

Jedoch gibt es auch Tage und Stunden, die wirklich problemlos von der Hand laufen, an denen die Schüler konzentriert sind und mitarbeiten. Diese geben wiederum Motivation für die Schwierigen.

Um 10.00 Uhr ist die erste Stunde vorbei, nun habe ich nochmal zwei Stunden frei bevor die letzte Stunde meines Tages um kurz nach 12 beginnt.

In dieser Zeit wird der Haushalt geschmissen. Für eine einzige Person mit einem kleinen Zimmer ist das nicht all zu viel Arbeit, benötigt aber doch seine Zeit. Putzen und aufräumen, waschen und bügeln. Die letzten zwei, sind auch Dinge, die ich ehrlich gesagt in den letzten 19 Jahren „Hotel Mama“ kaum machen musste. Das treibt jedoch auch meine Selbständigkeit weiter voran und ich sehe das als sehr positiv.

Mein Zimmer in Baghmara mit Bad, auch auf diesem kleinen Raum muss gehaushaltet werden.

Die zweite Unterrichtsstunde des Tages läuft meistens wie die erste, mal besser mal schlechter.

Danach nochmal 1 1/2 Stunden frei, in der Florian und ich Mittag essen und einen kurzen Schlaf einlegen. Wie ihr seht der Morgen ist noch sehr entspannt.

Bald wird darin noch die Organisation der Schulbibliothek Einzug halten. Mit dieser Aufgabe hatte uns Father Jacob betraut. Unsere Aufgabe ist es dann, die neu gekauften Bücher zu registrieren und allgemein den Raum in Schuss zu halten, um den Schülern einen Raum zu bieten um sich weiter zu bilden und für den Unterricht benötigte Bücher zu erhalten.

Jedoch hat uns Father Jacob offen gelassen wann wir damit anfangen. Erst vor wenigen Tagen hatte ich ein Gespräch mit ihm. Hier meinte er zu mir, dass er sehr zu frieden mit uns sei, da wir uns wirklich auf die Schule, unsere Aufgaben und die Menschen hier einlassen. Jedoch, sollen wir wirklich auch auf uns achten. Baghmara ist ein arbeitsreiches Projekt und wir sollen langsam in unsere Aufgaben hinein wachsen. Wir sollen nichts überstürzen sondern darauf achten, dass wir uns mit unserer Arbeit nicht selbst auslaugen. Denn wenn dies am Anfang schon passiert, hat das selbstverständlich massive negative Auswirkungen auf den gesamten Freiwilligendienst.

Das Gespräch hat mir wirklich gut getan, da es mir gezeigt hat, dass wir hier nicht lediglich billige Arbeitskräfte sind, sondern dass auf uns geachtet wird.

Um Viertel vor 3 geht es für uns dann ins Hostel. Die erste Study Time steht an. In dieser Zeit sitzen die Schüler im Klassenzimmer und machen ihre Hausaufgaben, beziehungsweise lernen. Wenn hier Fragen oder Probleme auftreten, stehen wir bereit den Schülern mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.

Die Study Time, welche eine Stunde dauert, variiert in ihrem Arbeitspensum je nach dem in welcher Klasse man untergebracht ist.

Die Erstklässler, die im ersten Raum sitzen sind absolut kein Problem. Sie bearbeiten ruhig und still ihre Aufgaben und kommen auch bei Problemen nach vorne. Einziges Problem ist hin und wieder die Verständigung, da die meisten noch nicht gut Englisch sprechen können, was ihnen natürlich nicht verübelt werden kann. Meist lässt sich das mit Father Robinson, dem Hostelleiter klären.

Auch die älteren Schüler, von der fünften bis 10. Klasse sind bereiten absolut keine Probleme. Sie haben verstanden, wie wichtig das Lernen ist und brauchen auch im Regelfall keine Hilfe. Sie arbeiten ruhig, stören sich nicht und wenn sie etwas nicht verstehen,holen sie sich im Regelfall still und leise bei einem anderen Klassenkameraden die benötigte Hilfe.

So ungefähr sieht es in jeder Study Time aus. Hier mit der 1. Klasse in der, außer der Verständigung absolut keine Probleme bestehen.

Und zwischen diesen beiden Gruppen wird es richtig hart. Die zweite bis vierte Klasse unter den Hosteljungs, zahlenmäßig auch die stärkste ist die anstrengendste. Hier wird permanent nur geschwätzt, gestört und oft alles andere als gelernt. Die Jungs verstehen noch nicht wichtig lernen ist und geben alles daran die Study Time anderweitig zu nutzen.

Auch die Disziplin lässt hier schwer zu wünschen übrig. Hier ist so ziemlich niemand pünktlich, obwohl sie hierfür auch Schläge bekommen.

Anstrengend ist, dass man permanent damit beschäftigt ist, Schüler zu ermahnen, rauszuschmeißen oder etwaige Moralpredigten zu halten. Letztere wirken meist eh nicht, da sie bei den Schülern durchs eine Ohr rein, durchs andere wieder rausgehen.

Ehrlich gesagt wirkt es so, als ob sie absolut nicht verstehen, welches Privileg sie haben hier zur Schule zu gehen.

Es ist kein Geheimnis, die staatlichen indischen Schulen können (natürlich im Regelfall) die meisten Schüler nicht ausreichend unterrichten, um ihnen ein erfolgreiches Leben zu ermöglichen. Oft mangelt es an qualifizierten Lehrkräften und an Material.

Beides ist an der St. Xavier´s School reichlich vorhanden. Das mehr als ausreichende Material wurde mir vor einigen Wochen bewusst, als ich neu gekaufte Artikel für die Wissenschaftsräume der Schule registrierte.

Hierfür bekommt man von diesen Schülern absolut keine Wertschätzung. Das wiederum finde ich extrem frustrierend, vor allem wenn man in die Familien der Kinder schaut.

80% der Hostelboys sind Tribals, das bedeutet Teil der Ureinwohner Indiens. Die meisten Eltern der Schüler hatten nie die Möglichkeit zur Schule zu gehen. Auch verdienen sie meist nicht sehr viel Geld, oft so viel um sich und ihre Familie über Wasser zu halten. Die Eltern der Schüler verstehen jedoch, dass ihre Kinder niemals ein besseres Leben als sie haben können, wenn sie keine Schulbildung erhalten. Deshalb kratzen sie oft ihr letztes Geld zusammen um ihre Kinder hier zur Schule zu schicken. Hier her, wo sie nicht nur gebildet werden, sondern wo auch enorm auf ihre persönliche Entwicklung geachtet wird.

Mit Rückschau darauf, kann es echt anstrengend sein die Study Time mit dieser Altersstufe zu halten. Jedoch nicht unmöglich denn, die Hoffnung ist ganz klar, dass sie es früher oder später einsehen, welches Privileg sie besitzen und dass dieses auch von ihnen durch Arbeit geschultert werden muss und auch der Zuspruch von Father Lazar, dass dies immer phasenweise passiert und sich auch wieder ändert.

Nach der Study Time geht es in den Garten. Ein Grundsatz der Schule ist es, Arbeit wertschätzen zu lernen. Der große Garten, den ich schon im letzten Beitrag beschrieben habe gibt auch genug Arbeit. An einem Tag werden Bananenbäume gepflanzt, am anderen Papaya, wieder an einem anderen Bohnenstecken gesetzt und am nächsten Kartoffeln gestupft. Hier leitet sie Father Lazar, nicht nur Gartenchef sondern auch Superior der Kommunität, fast schon großväterlich an.

Im Garten gibt es immer was zu tun. Neben dem Obst- und Gemüseanbau für die Schule besitzt unsere kleine Landwirtschaft auch drei Kühe und fünf Ziegen.

Von seiner Person bin ich immer wieder aufs neue beeindruckt. Seit seinem 16. Lebensjahr ist er Teil der Gesellschaft Jesu. War schon in Bangalore Lehrer am College, zu einem anderen Zeitpunkt Novizenmeister. Er ist sehr weise und strahlt eine unglaubliche Ausgeglichenheit aus. Auch nach meiner ersten geistlichen Beratung mit ihm, habe ich gespürt was er für eine große spirituelle Offenheit und Tiefe besitzt.

Daneben ist er auch ein Arbeiter, der keine Mühen scheut. Er hat den Garten hier aufgebaut, hegt und pflegt ihn täglich. In der Provinz ist er weithin als „Lazar the Farmer“ bekannt. Trotz gesundheitlicher Probleme wie zwei nicht verheilten Rippen nach einem Motorradunfall und anderen Rückenschmerzen, lässt er sich von seinem Werk nicht abbringen.

Weil ich mich sehr gut mit ihm verstehe und die Zeit im Garten auch eine gute Möglichkeit ist mit den Jungs im entspannteren Rahmen zusammen zu kommen, gehe ich praktisch täglich in den Garten. Auch ist die Arbeit sehr erfüllend, so sind beispielsweise einige neue Bananen und Papayabäume auf mein Konto gegangen.

Nach getaner Arbeit gehen die Kinder spielen. Die meisten spielen Fußball auf dem großen Platz. Je nach Wetter kommen auch Florian und ich dazu, was die Kinder eigentlich immer freut.

Jedoch wird zuerst noch Chai getrunken. Der Chai Tee ist indisches Nationalgetränk. Er besteht aus Schwarztee, Milch, Zucker beziehungsweise Honig und Zimt. Man bekommt ihn an jeder Straßenecke zum Spotpreis und er schmeckt einfach richtig gut. Mittlerweile weiß ich auch wie ich ihn selbst machen kann. Wenn er nicht zwischendurch auf der Straße getrunken wird, dann im Regelfall in aller Gelassenheit und verbunden mit Gesprächen über Gott und die Welt. In unserem Fall auf der Veranda vor dem Haus mit Blick auf den Garten.

Hier unser Blick von der Veranda in den Schulgarten. Dieser Platz ist wirklich ein Kleinod und wie die Fathers schon am ersten Tag anmerkten „a place for recreation“

Um 18.00 Uhr geht es dann zur nächsten Study Time, die 1 1/2 Stunden dauert. Hier kommt noch die Aufgabe dazu die Schüler wachzuhalten und konzentriert. Ansonsten jedoch so ziemlich gleich wie bereits beschrieben.

Im Anschluss daran gehen wir zurück ins Haus und treffen uns mit den anderen Fathers zum Community Prayer. Dieses Abendgebet lehnt sich an der Vesper an, betrachtet jedoch nochmal vermehrt die ignatianische Spiritualität und das Leben in der Kommunität.

Auch wenn es für uns keine Pflicht ist gehen Florian und ich täglich, um auch unseren Tag im Gebet abzuschließen. An das kurze Abendgebet schließt sich dann das Abendessen wieder mit guter Küche und netten Gesprächen.

Danach lassen Florian und ich unseren Tag gemeinsam noch ausklingen, bevor wir dann um 22 bis 23.00 Uhr ins Bett gehen.

Der nächste Tag geht ja wieder früh los…

Abendrot vom Dach unseres Hauses aus.

Good Morning Sir, how do you like India?

Über das Ankommen in meiner Einsatzstelle und die ersten Tage…

Auch wenn mein letzter Blogeintrag, nur ein paar Tage zurück liegt, finde ich es wichtig noch einen zu schreiben, da die ersten Tage so viele Eindrücke in sich hatten.

Nach dem ich im letzten Beitrag über meinen Abschied von Deutschland und den Aufbruch nach Indien geschrieben habe, soll dieser nun von unserer Eingewöhnung in Baghmara handeln.

Nach dem wir am Freitag den 09. August um 2 Uhr Nachts in Kalkutta gelandet waren, blieben wir im dortigen St. Xavier College bis zum Samstag. Die Tage in Kalkutta waren sehr eindrücklich, geprägt vom unbeschreiblichen Verkehr, Lärm und auch Armut. Wer Interesse hat darüber etwas zu erfahren, der lese gerne den ersten Blogbeitrag meines Mitfreiwilligen Florian, der darüber intensiv berichtete.

Den Link zu diesem Artikel finden sie hier:

https://florian.fsj-indien.de/index.php/2019/08/11/die-ankunft/

Wie oben bereits beschrieben begannen wir unsere Reise in den Bundestaat Bihar, in dem sich unsere Einsatzstelle befindet, am Samstag Abend. Die 12 stündige Fahrt bestritten wir mit dem Zug. Und selbst die Zugfahrt war ein Erlebnis für sich. Da die Muslime in den vergangenen Tagen ihr Opferfest feierten, war der Zug bis auf den letzten Platz belegt. Wir reisten in einem indischen Schlafwagen. In diesen Schlafwagen können die Sitzplätze und Bänke zu Liegen umgestaltet werden, darüber befindet sich eine weitere manchmal auch zwei Liegen. Florian und ich reisten zusammen mit Father Jacob. Dieser ist als Schulleiter der St. Xavier´s School unser Projektpartner und somit direkt für uns verantwortlich. Da der Zug total ausgebucht war, mussten wir uns mit drei Sitzplätzen, aber nur zwei Liegen zu Frieden geben. Florian und ich teilten einen der oberen Schlafplätze unter einander auf. Das bedeutete, dass wir alle vier Stunden wechselten. Während der eine auf der oberen Liege relativ bequem schlafen konnte, musste sich der jeweils andere die untere Liege mit dem Father teilen. Dadurch dass in diesem Fall sowohl der Father als auch wir unsere Beine anwinkeln mussten war das nicht sehr angenehm und außer an ein klein wenig Dösen war unten nicht zu denken.

Außerdem störte uns die Klimaanlage des Zuges, die zwar nötig war, aber auch so kalt, dass ich am nächsten Tag Halsweh hatte und Florian Probleme mit der Nase.

Auch darf man nicht vergessen dass in so einem vollen Schlafwagen natürlich auch ordentlich geschnarcht wird. So teilten wir uns den Wagen mit einigen Holzfällern.

Da ich in den Morgenstunden auf der oberen Liege schlafen konnte, kann ich leider nichts vom atemberaubenden Ausblick erzählen, den der indische Norden zu bieten hat.

In Bihar angekommen freuten wir uns schon sehr zu unserer Einsatzstelle zu kommen und nach circa einstündiger Fahrt mit dem Schuljeep waren wir in der St. Xaviers School in Baghmara angekommen. Das erste was wir sahen war das Fathers House, das Gebäude in dem die Jesuiten vor Ort leben. Das Fathers House ist ein einstöckiges Haus, welches neben den Zimmern der Jesuiten auch die Kapelle der Schule, einen Computerraum, Küche und Esszimmer sowie einige Gemeinschaftsräume beherbergt.

Das Fathers House, in dem wir das kommende Jahr über leben werden

Eindrücklicher als das Haus war jedoch die Begrüßung die uns zu Teil wurde. Als unser Jeep auf den Hof fuhr standen schon 60 Schüler um uns herum. Die Internatsschüler, hier Hostelboys genannt, freuten sich schon sehnsüchtig auf die Ankunft der neuen Volunteers, nach dem sie bereits mit unseren Vorgängern sehr viel Spaß hatten. Als ich aus dem Auto ausstieg standen sie alle um uns herum gaben uns die Hand und ein Stimmenmeer erklang: „Hello Sir, how do you like India?“ Auch unsere Koffer konnten wir nicht ausladen, diese hatten die Schüler bereits gepackt und auf unsere Zimmer geschleppt.

Von den Jungs ins Haus geführt, begrüßten uns auch prompt die Fathers. Als Father werden hier in Indien die Priester angesprochen. Zu unserer Anreise waren sogar einige noch dazu gekommen, die normal nicht hier in Baghmara leben.

Nach dem Mittagessen im Haus und einigen Gesprächen, hatten wir Zeit unsere Zimmer zu beziehen. Diese sind relativ einfach gehalten. Wir haben ein Bett, dessen Matratze aus zwei dicken Decken besteht und deshalb hart ist, einen Schreibtisch und einen Schrank. Das Bad mit „Western Style Toilet“ und Dusche ist auch in Ordnung.

Zu diesem Zeitpunkt hatten Florian und ich eine kleinen Kulturschock. Das heiße Klima mit hoher Luftfeuchtigkeit und Temperaturen über 40 Grad zehrte ordentlich an unseren Kräften. Auch hatten wir Probleme mit unserem Father zu reden. Zum einen konnten wir ihn nicht gut verstehen, da er relativ undeutlich spricht, zum anderen war wie eine Wand zwischen uns. Wenn er ein Gespräch startete dauerte dieses nie länger als 1 1/2 Minuten bevor es schon wieder zu Ende war.

Ein weiteres Problem ist die Strom- und Wasserversorgung. Oft gibt es hier untertags einige Minuten in denen wir kein Strom oder Wasser haben. In der Nacht kann sich das auf einige Stunden ausweiten. So kam es auch schon einige Male vor, dass ich unter der Dusche stand und für eine oder zwei Minuten kein Wasser hatte.

Zu dem kamen noch einige strikte Regeln, wie beispielsweise, dass wir das Gelände ab 21.00 Uhr nicht mehr verlassen dürfen oder wenn wir mit den Fathers zusammen sind nicht unter einander Deutsch reden sollen.

Ein ganzes Jahr hier, das kann schon heiter werden.

Eine Person, die uns half aus diesem Kulturschock zurück zu kommen war Father Damian Tudu. Dieser Jesuit lebt auch mit uns in Baghmara. Mit dem Abschluss seines Drittstudiums (nach Theologie und Philosophie) kam er vor sechs Monaten hier in den Norden, nach dem er den bisherigen Teil seines Lebens im Süden Indiens verbracht hatte. Mit seiner netten und offenen Art fiel es uns leicht auch länger mit ihm zu reden und auch Witze zu machen. Er erzählte uns viel über Land und Leute, das Klima in Indien und war auch sehr interessiert daran, mehr über Deutschland zu erfahren.

Auch das gute Essen, war meiner Meinung nach ein Faktor der geholfen hat. Während die indische Küche oft als übermäßig scharf beschrieben wird, konnten wir davon noch nichts bemerken. Besonders gut sind die Bananen und Mangos die im Schulgarten wachsen. Diese dienen zur eigenen Versorgung und zusätzlich auch als Erwerb für die Schule, in dem sie verkauft werden.

Fein aufgereiht, die einzelnen Gerichte. Darüber Papst, Generaloberer und Ortsbischof, alle drei Jesuiten.

Am Montag hieß es schon früh aufstehen, um 6 Uhr ist in der Kapelle des Hauses Heilige Messe für die Hostelboys. Während die Messfeier an sich sehr schön ist und auch klar ignatianisch (also jesuitisch) geprägt, gibt es auch hier Punkte an denen ich mich reibe. Ein Punkt ist, dass die Messe Pflichtprogramm für die Jungen im Hostel ist, obgleich nur 9 von den 80 Hostelboys Katholiken sind. Das, obwohl die Schule sehr darauf Wert legt, dass die Schüler ihren eigenen Glauben leben und niemanden konvertieren wollen.

Auch die Vorbereitungsgebete, die circa zehn Minuten vor dem Gottesdienst beginnen sind sehr volkfromm angelegt. So steht hier die Marien- und Herz Jesu Verehrung nochmal an einer wesentlich wichtigeren Stelle als bei uns. Diese Aspekte, die auch für mich persönlich sehr wichtige Elemente katholischer Spiritualität sind, werden hier in sehr geschwollene und geschwungene Worte gefasst, die mir fast zu viel sind.

Nichts desto trotz gibt es wie oben gesagt auch sehr schöne Punkte in der Gestaltung der Liturgie hier. So werden beispielsweise jeweils nach den Wandlungsworten die Worte des Heiligen Thomas gesprochen, welche er an Jesus nach seiner Auferstehung wendet, als er seine Seitenwunde berührt: „My Lord and my God“, „Mein Herr und mein Gott“

Nach der Messe haben Florian und ich nochmal eine Stunde um weiter zu schlafen, bevor es um 8 Uhr Frühstück gibt.

Der Montag Morgen war geprägt von Papierkram. Zusätzlich zum Visaantrag, der in Deutschland gestellt werden musste, ist in Indien auch eine Registrierung nötig. Bevor wir diese erhalten haben, dürfen wir das Gelände noch nicht alleine verlassen und nicht mit unserer Arbeit in der Schule beginnen. Bei dieser half uns unser Projektpartner Father Jacob, der sich bereits gut damit auskannte. Durch die Registrierung wurden wir auch vertrauter mit Father Jacob, mit dem wir mittlerweile auch gute Gespräche haben.

Nach dem Mittagessen um halb 2 haben Florian und ich den Mittag so ziemlich zur freien Verfügung. In dieser Zeit arbeiteten wir an unseren Blogs, tauschten uns aus und verschlafen auch einige Zeit.

Am Dienstag wieder das gleiche Procedure wie am vorhergegangenen Tag. Jedoch verließen wir am späten Morgen zum ersten Mal das Gelände und machten uns auf nach Purnea, die nächste Stadt zu unserer Schule. Mit uns fuhren Father Jacob und Father Lazar. Letzterer ist der Sekretär der Schule und der Jesuitenkommunität.

Auf dem Weg machten wir uns noch in Baghmara beim hiesigen Arzt vertraut, da wir diesen in einem Jahr bestimmt mal besuchen müssen.

Danach besuchten wir in Purnea den Campus von St. Peter, ebenfalls eine Jesuitenschule mit Hostel, an der 1300 Schüler unterrichtet werden. Auf dem Gelände befindet sich auch die Kathedrale der Diözese Purnea, sowie das Bischofshaus. Der amtierende Bischof, Angelus Kujur ist auch Ordensmitglied der Gesellschaft Jesu (Jesuiten), also mit unseren Fathers und der Schule sehr gut verknüpft. Beim Darjeeling Tee in der St. Peters School wurde uns schon zugesichert, dass wir ihn morgen treffen dürfen.

Danach fuhren wir auf die Polizeistation, auf der wir registriert werden sollten. Unsere Fathers hatten bereits Pralinen für den Beamten gekauft, als milde Gabe um den ganzen Prozess schneller und problemlos zu gestalten.

Zu unserer eigenen Überraschung war der Besuch der Polizeistation absolut kein Problem. Wir wurden freundlich begrüßt und unsere Pralinen wurden abgelehnt. Nach einigen Gesprächen zwischen unseren Fathers und den Beamten auf Hindi, denen wir nicht folgen konnten wandte sich der Polizeibeamte an uns. Er sagte uns zu, dass er begeistert davon wäre, was wir hier machen und, dass es ein großer Dienst für Indien sei. Die einzige Frage die er uns stellte war, ob wir Geld verdienen, was wir mit Nein beantworteten, da wir ja lediglich ein Taschengeld erhalten.

Danach hieß es Shoppen für uns. In Indien wird sehr viel Wert auf Etikette gelegt. Vor allem in der Schule, in der die Schüler Uniformen tragen ist es wichtig sich gut zu kleiden. So tragen beispielsweise die Jesuiten wenn sie in die Schule gehen ihre weißen Soutanen (körperlanger Gehrock für Priester), während sie außerhalb ganz normal gekleidet sind. Für uns heißt es wie für die Lehrer, Hemden und lange Hosen. Diese Kleidung ist jedoch keineswegs eine Qual, da die luftigen Hemden und Stoffhosen wesentlich besser geeignet sind, als beispielsweise eine Jeans. Mit vier Hemden und Hosen ging es zurück nach Baghmara.

Nach einiger Freizeit kam unser Father zu uns hoch: „Florien, Simon dress yourself up, the Bishop is comming!“ Der Bischof kam uns mit dem Besuch zu vor. Nach dem wir uns angezogen hatten warteten wir im Speisesaal des Hauses auf die Ankunft des Bischofs. Dort erklärte uns Father Robinson, der Vierte Jesuit im Haus, dass man einen Bischof mit „Your Exillency“ anspricht und den Ring zur Verehrung küsst.

Nun erwartete ich einen indischen Bischof in vollem Ornat, mit gebürsteter Soutane und goldenem Brustkreuz. Als ich dann auf die Terrasse des Hauses kam, war ich leicht desillusioniert. Der Bischof saß auf einem Stuhl, mit einem Hemd, kurzer Hose und Sandalen. Nicht mal einen Ring oder ein Brustkreuz trug er. Er reichte die Hand zum Handschlag und war sehr erfreut uns kennenzulernen. Meine Anrede „Your Excillency“ schien ihn nicht groß zu interessieren. Wir hatten ein schönes Gespräch mit ihm, über seinen Besuch in Deutschland vor einigen Jahren, bei dem er auch Konstanz besuchte.

Nach dem er wieder nach Purnea gefahren war, ließen Florian und ich unseren Tag wieder gemeinsam ausklingen.

Am Mittwoch konnten wir vom Dach des Fathers House die Schüler auf dem Vorplatz der Schule beobachten, wie sie sich auf den Unabhängigkeitstag vorbereiteten. Dieser Nationalfeiertag ist für die Inder sehr wichtig, so merkte beispielsweise Father Jacob in der Morgenmesse an, dass sich die Schüler gut darauf vorbereiten sollen und dass sie dankbar sein sollen für diesen Tag, an dem Indien frei wurde. Teil des Festprogramms war das Exerzieren auf dem Schulplatz. Im Rahmen dieser Vorbereitung wurden wir nun offiziell den Schülern vorgestellt. Nach dem der Mädchenchor der Schule ein Lied für uns sang, begrüßten uns Father Lazar sowie die oberste Schulleiterin Sister Pauline und drückten ihre Freude über unser Kommen aus. Dies war ein wirklich bleibender Moment für mich.

Die Schüler sind unabhängig von Independence Day in vier Gruppen eingeteilt, welche nach wichtigen Jesuiten benannt sind. Zum Bespiel das Loyola House nach dem Ordensgründer Ignatius von Loyola oder das Kostka House nach dem Heiligen Stanislaus Kostka.

Florian und ich waren schon sehr gespannt auf das Programm des kommenden Tages. Als wir am Abend des Mittwochs nochmal zum Schulgelände liefen, sahen wir, dass alle noch kräftig am Vorbereiten waren. So wurde aufgeräumt und ein Fahnenmast aufgebaut.

Nach der Morgenmesse am heutigen Unabhängigkeitstag, ging es um 8.00 Uhr los zum Schulgelände. Zum Festprogramm begrüßte die Schule herzlich den Ehrengast, eine Abgeordnete des Bundesstaats Bihar, sowie ihren Gatten.

Nun ging es richtig los. Die Schüler marschierten in den einzelnen Gruppen mit Fahnen an uns vorbei und zeigten wirklich militärische Disziplin, wie wir sie so in Deutschland von Schulen nicht ein mal ansatzweise kennen.

Die Flaggenhissung ist ein wichtiger Teil der Zeremonie, dahinter aufgereiht die Schüler

Im Anschluss an diese Zeremonie, begann der alljährliche Wettbewerb der einzelnen Gruppen. Jede Gruppe zeigte eine Tanzchoreographie mit der sie ein aktuelles politisches Thema darstellen. Diese wurde dann im Anschluss von einer Jury, bestehend aus drei Fathers, der Schulleiterin sowie Florian und mir bewertet. Die Darbietungen waren wirklich faszinierend und man merkte dass sich die Gruppen sehr viel Mühe gaben, in der Inszenierung als auch in der Umsetzung. Hierfür hatten sie wochenlang geprobt.

Mein Mitfreiwilliger Florian hat hierzu ein Video geschnitten und auf Youtube gestellt, welches ihr unten eingefügt findet:

Im Anschluss daran wurden die Sieger bekannt gegeben.

Neben der Choreographie gab es auch einen Malwettbewerb in der zweiten Klasse und einen Vorlesewettbewerb in der ersten, wenngleich diese bereits vor dem Independence Day gewertet wurden.

Nach dieser unglaublichen Erfahrung gingen wir zurück ins Fathers House, wo das festliche Mittagessen schon bereit stand, es war ja nicht nur Unabhängigkeitstag, sondern auch das Hochfest Mariä Himmelfahrt.

Abschließend kann man sagen, dass Florian und ich uns immer mehr einleben. Nach dem Kulturschock am Anfang freunden wir uns immer mehr mit den Jesuiten und dem Ort hier an.

Wir hoffen, dass die Registrierung bald abgeschlossen ist und wir dann in der Schule mit unserer Arbeit beginnen können

Abschied und Aufbruch

Mein Heimatdorf Binningen, wir sehen uns!

Über meinen Abschied von Deutschland und die Reise nach Indien.

Beim Schreiben dieses Blogeintrags sitze ich gerade im Fathers House in Baghmara in Indien. Das bedeutet, dass ich mit dem Schreiben auch in einer schönen Weise, die letzten Tage in Deutschland aus der Ferne Revue passieren lassen kann.

Als kurze Einführung möchte ich noch sagen, dass ich am 08.08. nach Indien geflogen bin und bereits am 07.08. nach Frankfurt gefahren. Letzteres ersparte uns sehr viel Stress. Nun zurück zu Thema…

Nach dem ich die Zeit vom 29.07. bis 04.08. auf dem Segelfluggelände Klippeneck verbracht hatte, begannen im Anschluss daran meine wirklich letzten Tage in Deutschland.

Wichtig war mir, diese bewusst zu gestalten und trotz der vielen Aufgaben die noch erfüllt werden mussten mir nochmal Zeit zu nehmen, für die Dinge, die für mich von großer Bedeutung sind.

Es ging darum, Abschiede die oft schwer fielen, gebührend zu feiern. So begann es am Sonntag Abend mit meiner Familie, also meinen Eltern, meinem Bruder und seiner Freundin, sowie Tanten und Onkel. Nicht zu vergessen Oma.

Am Montag Abend besuchten mich noch meine engen Freunde mit denen die Zeit, in entspannter Atmosphäre, wie im Flug verging. Hierbei war es schön, einfach nochmal wie gewohnt zusammen zu sitzen, zu reden und am Schluss anders als normal: „Bis bald“ zu sagen. Trotz der Aussage, dass ich hier vermisst werden würde, sagten sie mir alle ihre Begeisterung und ihren Zuspruch für das kommende Jahr zu, sowie dass sie sich schon auf meine Wiederkunft, die noch in weiter Ferne liegt, freuten.

Abschiedsrunde

Und mit dem Dienstag Abend war das Stündlein schon fast geschlagen. Hier fand meine „private Aussendung“ im Rahmen der Abendmesse in meiner Heimatkirche St. Blasius Binningen statt. Im Gottesdienst wurde mir meine anstehende Abreise nochmal sehr stark bewusst. Gleichzeitig aber auch durch die ausgesuchten Schrifttexte, dass ich das kommende Jahr nicht alleine bewältigen muss. Mir wurde bewusst, dass da Einer mit geht, der bereits dort auf mich wartete und mich nicht alleine lässt. Hier kann ich meinem Heimatpfarrer Thorsten Gompper nicht genug danken, für seine wunderschöne und emotionale Gestaltung der Feier.

Und der Mittwoch, auch dieser ging im Flug vorbei. Am Morgen waren meine Mutter und ich noch damit beschäftigt fertig zu packen und die Koffer zu zumachen, da wir ja bereits am Abend nach Frankfurt fuhren. Leider war es mir und meinem besten Freund vergönnt, noch ein Mal den Binninger Hausberg, den Hohenstoffeln zu besteigen. Dafür war das Wetter zu schlecht. Stattdessen gestalteten wir den Abschied bei einem letzten Bier.

Danach ging es richtig los. Um 17.00 Uhr fuhren meine Eltern und ich los um in circa drei Stunden in Frankfurt anzukommen. Davor waren noch sehr emotionale Abschiede von meiner Oma und meinem Bruder. Nachdem wir unser Gepäck im Hotel verstaut hatten gingen wir gemeinsam eine Kleinigkeit essen.

Der letzte Abend in Deutschland mit meinen Eltern war für mich noch ein Höhepunkt. Es zeigte mir erneut, dass sie stolz sind, auf dass was ich nun vor mir habe und dass sie mich in allem unterstützen.

Nach einer ruhigen Nacht, war es nun wirklich soweit. Um 9.00 Uhr tragen wir uns mit Florian und seiner Familie. Das Visum war in der Tasche, die Koffer gepackt und der Flieger stand am geplanten Gate.

Die letzten Tage waren sehr emotional und voll gefüllt. Ich bin allen dankbar, die die Zeit mit mir geteilt haben. Auch wenn der Abschied oft schmerzlich war, die letzten Tage haben mich in meiner Entscheidung bestärkt und so konnte ich selbstverständlich mit Bedenken aber vor allem mit großer Vorfreude aufbrechen.

Nun stand nichts mehr im Weg für unser Jahr in „Incredible India!“

Auf geht’s!