Mein Alltag in Baghmara

Hier mit ein paar Hostelboys der St. Xavier´s School

In letzter Zeit fragen mich viele, ob ich denn jetzt so richtig in Indien angekommen bin. Die Antwort darauf ist ganz kurz: „Ja“ Zur schnellen Eingewöhnung hat neben den Menschen die mir dabei geholfen haben, auch massiv der Alltag gehört.

Oft wird Alltag als Trott bezeichnet, dem wir gerne entfliehen, wenn es möglich ist. Für mich ist der Alltag im Moment in keiner Weise negativ behaftet, sondern wie oben beschrieben sehr förderlich.

Auch wenn sich mein jetziger Tagesablauf in der kommenden Zeit wahrscheinlich nochmal gehörig ändern wird, möchte ich ihn gerne schildern um einen besseren Einblick in mein Leben hier zu ermöglichen.

Der Beginn des Tages hängt davon ab ob Father Robinson, der Leiter des Hostels im Haus ist, oder es schon früh verlässt um außerhalb Messe zu feiern.

Wenn er außerhalb ist beginnt mein Tag um 5.00 Uhr Morgens. Nach aufstehen und kurzer Dusche gehen Florian und ich anschließend um kurz vor halb 6 ins Hostel. Dort holen wir die Jungs zur „Loud Reading“ ab.

In dieser Zeit sind die Jungs angehalten laut zu lesen und dabei über den Schulhof zu gehen. Sinn und Zweck des ganzen ist es, die Jungs fähig zu machen, sich auch schon früh Morgens zu konzentrieren und immer mehr ins Englischsprechen rein zu kommen.

Unsere Aufgabe ist hierbei, die Kinder zu beaufsichtigen und wenn etwaige Fragen zu Wörtern oder Aussprache entstehen zu helfen. Die Schwierigkeit bei dieser Aufgabe besteht darin, die Jungs wirklich am Lesen zu halten. Viele nutzen die Zeit um einen entspannten Schwatz mit ihren Freunden zu halten. Dies machen sie manchmal sogar so offensichtlich, in dem sie einfach als Gruppe zusammen stehen.

So sieht die Loud Reading am frühen Morgen in Baghmara aus.

Wenn das passiert, halten wir sie an weiter zu lesen, oder uns vorzulesen. Ohne eine Aufsicht wäre die Zeit für die Meisten kurz um gesagt für die Katz.

Um 6.15 laufen wir dann mit den Hostelboys rüber in die Kapelle. Wo im Anschluss daran Messe gefeiert wird. Falls wir nicht zur Loud Reading müssen, beginnt unser Tag mit eben diesem Gottesdienst.

Diese ist manchmal etwas anstrengend, vor allem wenn man schlecht geschlafen hat und infolgedessen etwas verträumt darin sitzt und über vieles andere sinniert, als über das Wesentliche, was vor einem passiert.

Nichts desto trotz habe ich die morgendliche Messe hier bereits für mich als Kraftquelle für den neuen Tag entdeckt. Jeder Father gestaltet sie auf seine eigene Weise, was jede Woche etwas Abwechslung in sich birgt. Auffällig ist wirklich dass hier in Indien allgemein viel mehr auf Gestik geachtet wird als bei uns.

Oft fällt mir nach der Messe dann die Trefflichkeit der einen oder anderen Geste ein.

Unsere Hauskapelle, in der wie uns jeden Morgen mit den Hostelboys zur Messe treffen

Danach direkt Frühstück. Hier wird nicht etwa Brot zum Frühstück gegessen, sondern Chapati. Dieses weiche Fladenbrot liebe ich schon seit dem ersten Tag. Im Regelfall esse ich morgens zwei, eins mit Marmelade, eins mit Omelet.

Nach dem Frühstück ist nicht mehr viel Zeit. Es heißt noch Zähne putzen und sich die indische Herrentracht, welche aus Stoffhose und Hemd besteht, anzulegen und um kurz vor halb 8 den Weg zur Schule anzutreten.

Hier stehen schon alle Schüler in Reih und Glied und warten auf den Beginn der Assembly. Allein über diese wäre es durchaus Wert einen ganzen Artikel zu Schreiben. Hier mal eine kurze Zusammenfassung:

Neben den aufgereihten circa 800 Schülern, stehen zusätzlich noch circa 30 auf der Tribüne vor dem Gebäude. Ebenfalls dort, die Schulleiter Father Jacob und Sister Pauline.

Ein Schrei ertönt: „It´s School, Attention!“ Ein Schüler beginnt mit diesem Ruf die Assembly, alle Schüler stehen auf seine Anweisung still gestanden. Im Anschluss wird ein Gebet gesprochen, so wie alle kommenden Programmpunkte täglich von einem anderen Schüler, einer anderen Schülerin.

Auf das Gebet folgt der Eid. Alle erheben die rechte Hand und versprechen, dass sie ihrer Nation dienen wollen. Stolz auf ihr kulturelles Erbe sind und brüderlich für den Fortschritt, Gerechtigkeit und Frieden einstehen. Im Anschluss ertönt die Nationalhymne aus der Dose, während jeder lauthals mit einstimmt.

Nach diesem patriotischen Akt kriegen alle die Anweisung: „Rührt euch!“ Die Nachrichten des Tages, von wieder anderen Schülern recherchiert werden vorgetragen. Dies finde ich wirklich toll. Es folgt dem Ideal der Schule, aus ihren Schülern mündige und aufgeklärte Bürger zu machen.

Daran knüpft jeden Tag ein anderer Programmpunkt. Freitags führt die Theater AG ein kleines Stück auf, Samstags wird Gymnastik gemacht an einem anderen Tag ein Quiz veranstaltet.

Dieser Part der Assembly ist wirklich unterhaltsam. Man spürt ganz klar, dass dies keineswegs aufgezwungen ist, sondern die Schüler Spaß daran haben diese Punkte vorzubereiten und durchzuführen.

Nun ist die Assembly beinahe zu Ende. Father Jacob oder Sister Pauline halten noch eine kurze Ansprache. Meist sprechen sie den Schülern Motivation zu, sagen bspw. dass die Schüler zu allem fähig sind, wenn sie sich nur anstrengen, lernen und sich bei ihrer Arbeit konzentrieren. Aber auch Probleme werden angesprochen, wenn es welche gibt.

Nach dem Wunsch: „God bless you, have a nice day!“ der am Ende jeder Assembly Ansprache steht gehen die Schüler in den Unterricht. Ich gehe nochmal zurück ins Haus, da mein Unterricht erst eine Stunde später beginnt, während Florians erste Unterrichtsstunde bereits direkt im Anschluss an die Assembly startet.

Zur täglichen Assembly stehen alle militärisch aufgereiht vor dem Schulgebäude

Die Zeit nutze ich meist um nochmal etwas zu entspannen, die Tage beginnen ja stets früh.

Um 9.10 beginnt meine erste Stunde Englisch in der Klasse 3. Die dritte Klasse ist mit 65 Schülern die größte von allen und wenn man mit den Fathers oder den anderen Lehrern auf diese zu sprechen kommt, folgt immer der Ausspruch, dass es eine ungezogene Klasse sei.

Letzterem muss ich zustimmen. 65 Schüler in einem Zimmer sind extrem fordernd. Während ich einige sehr gute Schüler habe, die ordentlich Englisch sprechen und auch immer bemüht sind, stellen sich vor allem diejenigen quer die schlecht im Fach sind. Mit querstellen meine ich, dass diese permanent mit ihren Nachbarn reden, weder aufpassen noch mitschreiben und weiteres.

Frontalunterricht ist in Indien die Devise. An der Tafel werden Themen erklärt und Aufgaben gemeinsam korrigiert.

Eine Schwierigkeit die n0ch entsteht, ist die Art der Bestrafung.

Im Bundesstaat Bihar ist es, anders als mittlerweile in den meisten Teilen Indiens, noch völlig normal, dass die Schüler geschlagen werden. Ganz gleich ob Lehrer/in, Father/Sister oder Betreuer, wenn jemand sich nicht zu benehmen weiß bekommt er ein paar ordentliche Schläge mit dem Stock auf die Hände.

In fast jedem Zimmer liegt ein Stock oder Bambusstab auf dem Lehrerpult. Wenn die Schüler zu spät kommen, warten sie erst einmal unter der Tür mit offenen Händen und fragen ob sie herein kommen können. Die offenen Hände halten sie hin, um gegebenenfalls mit dem Stock draufzuhauen.

Die Kinder sind es gewöhnt und es ist die einzige Bestrafungsmöglichkeit die fruchtet. Denn vergebene Strafarbeiten werden von den Schülern schlichtweg nicht gemacht.

Selbstverständlich ist, dass wir nicht schlagen wollen. Denn wir wissen, es gibt andere, bessere Möglichkeiten Kinder auf ihre Fehler aufmerksam zu machen und zu bestrafen. Ich meine die Generation meiner Großeltern ist mit die letzte, die noch in der Schule geschlagen wurde.

Aber wir müssen auf das Fehlverhalten der Schüler eingehen. Father Lazar meinte im Gespräch zu mir, dass das Problem sei, dass die Kinder keine anderen Bestrafungsmethoden achten und fehlende Bestrafung nur dazu führe, dass sie einem auf der Nase herum tanzen. Wenn sie erst merken, dass die Volunteers sie nicht bestrafen, haben sie den Respekt vor uns direkt verloren. Father Lazar fügte hinzu, dass er das bei vielen Freiwilligen beobachtet hatte und der fehlende Respekt den Unterricht so massiv stört, dass es die Volunteers persönlich belastet. Selbstverständlich leidet natürlich auch die gesamte Klasse und vor allem die Schüler, die bemüht sind zu lernen unter den Störungen.

Diese Erklärung ist kein Freibrief für uns Kinder zu schlagen, die Fathers wissen zu gut, dass wir dazu nicht in der Lage sind. Aber wir sollen konsequent die Schüler einfach rausschicken, wenn sie sich nicht verhalten. Draußen kümmert sich dann meist ein vorbeigehender Lehrer um sie.

Das ist ein harter Brocken für uns, aber auch einer den wir nicht verändern können. Etwas tröstend für mich ist, dass die Konsequenz, die ich an den Tag legen muss, hilft das Unterrichtsklima zu verbessern und hoffentlich auch dem Einzelnen ein ungestörteres Lernen zu ermöglichen. Selbstverständlich auch dem Unruhestifter sein falsches Benehmen aufzuzeigen und ihn somit zu verbessern. Ich muss auch zugeben, dass ich bereits gespürt habe, dass eine größere Konsequenz die Atmosphäre im Klassenzimmer signifikant verbessert.

Auch ist der Unterricht sehr anstrengend, da ich oft schreien muss. Meist helfen nur zwei, drei Schläge auf den Tisch um die Gesamtklasse ruhig zu bekommen.

Jedoch gibt es auch Tage und Stunden, die wirklich problemlos von der Hand laufen, an denen die Schüler konzentriert sind und mitarbeiten. Diese geben wiederum Motivation für die Schwierigen.

Um 10.00 Uhr ist die erste Stunde vorbei, nun habe ich nochmal zwei Stunden frei bevor die letzte Stunde meines Tages um kurz nach 12 beginnt.

In dieser Zeit wird der Haushalt geschmissen. Für eine einzige Person mit einem kleinen Zimmer ist das nicht all zu viel Arbeit, benötigt aber doch seine Zeit. Putzen und aufräumen, waschen und bügeln. Die letzten zwei, sind auch Dinge, die ich ehrlich gesagt in den letzten 19 Jahren „Hotel Mama“ kaum machen musste. Das treibt jedoch auch meine Selbständigkeit weiter voran und ich sehe das als sehr positiv.

Mein Zimmer in Baghmara mit Bad, auch auf diesem kleinen Raum muss gehaushaltet werden.

Die zweite Unterrichtsstunde des Tages läuft meistens wie die erste, mal besser mal schlechter.

Danach nochmal 1 1/2 Stunden frei, in der Florian und ich Mittag essen und einen kurzen Schlaf einlegen. Wie ihr seht der Morgen ist noch sehr entspannt.

Bald wird darin noch die Organisation der Schulbibliothek Einzug halten. Mit dieser Aufgabe hatte uns Father Jacob betraut. Unsere Aufgabe ist es dann, die neu gekauften Bücher zu registrieren und allgemein den Raum in Schuss zu halten, um den Schülern einen Raum zu bieten um sich weiter zu bilden und für den Unterricht benötigte Bücher zu erhalten.

Jedoch hat uns Father Jacob offen gelassen wann wir damit anfangen. Erst vor wenigen Tagen hatte ich ein Gespräch mit ihm. Hier meinte er zu mir, dass er sehr zu frieden mit uns sei, da wir uns wirklich auf die Schule, unsere Aufgaben und die Menschen hier einlassen. Jedoch, sollen wir wirklich auch auf uns achten. Baghmara ist ein arbeitsreiches Projekt und wir sollen langsam in unsere Aufgaben hinein wachsen. Wir sollen nichts überstürzen sondern darauf achten, dass wir uns mit unserer Arbeit nicht selbst auslaugen. Denn wenn dies am Anfang schon passiert, hat das selbstverständlich massive negative Auswirkungen auf den gesamten Freiwilligendienst.

Das Gespräch hat mir wirklich gut getan, da es mir gezeigt hat, dass wir hier nicht lediglich billige Arbeitskräfte sind, sondern dass auf uns geachtet wird.

Um Viertel vor 3 geht es für uns dann ins Hostel. Die erste Study Time steht an. In dieser Zeit sitzen die Schüler im Klassenzimmer und machen ihre Hausaufgaben, beziehungsweise lernen. Wenn hier Fragen oder Probleme auftreten, stehen wir bereit den Schülern mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.

Die Study Time, welche eine Stunde dauert, variiert in ihrem Arbeitspensum je nach dem in welcher Klasse man untergebracht ist.

Die Erstklässler, die im ersten Raum sitzen sind absolut kein Problem. Sie bearbeiten ruhig und still ihre Aufgaben und kommen auch bei Problemen nach vorne. Einziges Problem ist hin und wieder die Verständigung, da die meisten noch nicht gut Englisch sprechen können, was ihnen natürlich nicht verübelt werden kann. Meist lässt sich das mit Father Robinson, dem Hostelleiter klären.

Auch die älteren Schüler, von der fünften bis 10. Klasse sind bereiten absolut keine Probleme. Sie haben verstanden, wie wichtig das Lernen ist und brauchen auch im Regelfall keine Hilfe. Sie arbeiten ruhig, stören sich nicht und wenn sie etwas nicht verstehen,holen sie sich im Regelfall still und leise bei einem anderen Klassenkameraden die benötigte Hilfe.

So ungefähr sieht es in jeder Study Time aus. Hier mit der 1. Klasse in der, außer der Verständigung absolut keine Probleme bestehen.

Und zwischen diesen beiden Gruppen wird es richtig hart. Die zweite bis vierte Klasse unter den Hosteljungs, zahlenmäßig auch die stärkste ist die anstrengendste. Hier wird permanent nur geschwätzt, gestört und oft alles andere als gelernt. Die Jungs verstehen noch nicht wichtig lernen ist und geben alles daran die Study Time anderweitig zu nutzen.

Auch die Disziplin lässt hier schwer zu wünschen übrig. Hier ist so ziemlich niemand pünktlich, obwohl sie hierfür auch Schläge bekommen.

Anstrengend ist, dass man permanent damit beschäftigt ist, Schüler zu ermahnen, rauszuschmeißen oder etwaige Moralpredigten zu halten. Letztere wirken meist eh nicht, da sie bei den Schülern durchs eine Ohr rein, durchs andere wieder rausgehen.

Ehrlich gesagt wirkt es so, als ob sie absolut nicht verstehen, welches Privileg sie haben hier zur Schule zu gehen.

Es ist kein Geheimnis, die staatlichen indischen Schulen können (natürlich im Regelfall) die meisten Schüler nicht ausreichend unterrichten, um ihnen ein erfolgreiches Leben zu ermöglichen. Oft mangelt es an qualifizierten Lehrkräften und an Material.

Beides ist an der St. Xavier´s School reichlich vorhanden. Das mehr als ausreichende Material wurde mir vor einigen Wochen bewusst, als ich neu gekaufte Artikel für die Wissenschaftsräume der Schule registrierte.

Hierfür bekommt man von diesen Schülern absolut keine Wertschätzung. Das wiederum finde ich extrem frustrierend, vor allem wenn man in die Familien der Kinder schaut.

80% der Hostelboys sind Tribals, das bedeutet Teil der Ureinwohner Indiens. Die meisten Eltern der Schüler hatten nie die Möglichkeit zur Schule zu gehen. Auch verdienen sie meist nicht sehr viel Geld, oft so viel um sich und ihre Familie über Wasser zu halten. Die Eltern der Schüler verstehen jedoch, dass ihre Kinder niemals ein besseres Leben als sie haben können, wenn sie keine Schulbildung erhalten. Deshalb kratzen sie oft ihr letztes Geld zusammen um ihre Kinder hier zur Schule zu schicken. Hier her, wo sie nicht nur gebildet werden, sondern wo auch enorm auf ihre persönliche Entwicklung geachtet wird.

Mit Rückschau darauf, kann es echt anstrengend sein die Study Time mit dieser Altersstufe zu halten. Jedoch nicht unmöglich denn, die Hoffnung ist ganz klar, dass sie es früher oder später einsehen, welches Privileg sie besitzen und dass dieses auch von ihnen durch Arbeit geschultert werden muss und auch der Zuspruch von Father Lazar, dass dies immer phasenweise passiert und sich auch wieder ändert.

Nach der Study Time geht es in den Garten. Ein Grundsatz der Schule ist es, Arbeit wertschätzen zu lernen. Der große Garten, den ich schon im letzten Beitrag beschrieben habe gibt auch genug Arbeit. An einem Tag werden Bananenbäume gepflanzt, am anderen Papaya, wieder an einem anderen Bohnenstecken gesetzt und am nächsten Kartoffeln gestupft. Hier leitet sie Father Lazar, nicht nur Gartenchef sondern auch Superior der Kommunität, fast schon großväterlich an.

Im Garten gibt es immer was zu tun. Neben dem Obst- und Gemüseanbau für die Schule besitzt unsere kleine Landwirtschaft auch drei Kühe und fünf Ziegen.

Von seiner Person bin ich immer wieder aufs neue beeindruckt. Seit seinem 16. Lebensjahr ist er Teil der Gesellschaft Jesu. War schon in Bangalore Lehrer am College, zu einem anderen Zeitpunkt Novizenmeister. Er ist sehr weise und strahlt eine unglaubliche Ausgeglichenheit aus. Auch nach meiner ersten geistlichen Beratung mit ihm, habe ich gespürt was er für eine große spirituelle Offenheit und Tiefe besitzt.

Daneben ist er auch ein Arbeiter, der keine Mühen scheut. Er hat den Garten hier aufgebaut, hegt und pflegt ihn täglich. In der Provinz ist er weithin als „Lazar the Farmer“ bekannt. Trotz gesundheitlicher Probleme wie zwei nicht verheilten Rippen nach einem Motorradunfall und anderen Rückenschmerzen, lässt er sich von seinem Werk nicht abbringen.

Weil ich mich sehr gut mit ihm verstehe und die Zeit im Garten auch eine gute Möglichkeit ist mit den Jungs im entspannteren Rahmen zusammen zu kommen, gehe ich praktisch täglich in den Garten. Auch ist die Arbeit sehr erfüllend, so sind beispielsweise einige neue Bananen und Papayabäume auf mein Konto gegangen.

Nach getaner Arbeit gehen die Kinder spielen. Die meisten spielen Fußball auf dem großen Platz. Je nach Wetter kommen auch Florian und ich dazu, was die Kinder eigentlich immer freut.

Jedoch wird zuerst noch Chai getrunken. Der Chai Tee ist indisches Nationalgetränk. Er besteht aus Schwarztee, Milch, Zucker beziehungsweise Honig und Zimt. Man bekommt ihn an jeder Straßenecke zum Spotpreis und er schmeckt einfach richtig gut. Mittlerweile weiß ich auch wie ich ihn selbst machen kann. Wenn er nicht zwischendurch auf der Straße getrunken wird, dann im Regelfall in aller Gelassenheit und verbunden mit Gesprächen über Gott und die Welt. In unserem Fall auf der Veranda vor dem Haus mit Blick auf den Garten.

Hier unser Blick von der Veranda in den Schulgarten. Dieser Platz ist wirklich ein Kleinod und wie die Fathers schon am ersten Tag anmerkten „a place for recreation“

Um 18.00 Uhr geht es dann zur nächsten Study Time, die 1 1/2 Stunden dauert. Hier kommt noch die Aufgabe dazu die Schüler wachzuhalten und konzentriert. Ansonsten jedoch so ziemlich gleich wie bereits beschrieben.

Im Anschluss daran gehen wir zurück ins Haus und treffen uns mit den anderen Fathers zum Community Prayer. Dieses Abendgebet lehnt sich an der Vesper an, betrachtet jedoch nochmal vermehrt die ignatianische Spiritualität und das Leben in der Kommunität.

Auch wenn es für uns keine Pflicht ist gehen Florian und ich täglich, um auch unseren Tag im Gebet abzuschließen. An das kurze Abendgebet schließt sich dann das Abendessen wieder mit guter Küche und netten Gesprächen.

Danach lassen Florian und ich unseren Tag gemeinsam noch ausklingen, bevor wir dann um 22 bis 23.00 Uhr ins Bett gehen.

Der nächste Tag geht ja wieder früh los…

Abendrot vom Dach unseres Hauses aus.

Ein Gedanke zu „Mein Alltag in Baghmara“

  1. Lieber Simon, vielen Dank für deine Berichte. So kann ich mir das Lernen und Arbeiten in der Schule in Indien gut vorstellen. Ich wünsche dir weiterhin viele wertvolle Erfahrungen in Indien. Viele Grüße, Stephan

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